01.06.2021 - 30.06.2021
Mangels Flügen aus Hamburg geht es zurück von Berlin. Das Umsteigen in Berlin Hauptbahnhof ist sportlich, statt vom „Gleis gegenüber“ müssen wir dann von Gleis 11 hoch zu Gleis 4 tief. 6 Minuten planmäßig auf 2 min verkürzt wegen Verspätung und das Ganze mit knapp 60 kg Gepäck. Geschafft. Die Abläufe am BER sind überhaupt nicht eingespielt, nach knapp 90 min. waren wir eingecheckt und durch die Sicherheitskontrolle. Am Nachmittag sind wir froh auf unserer segel.Bar anzukommen. !!!! ENDLICH WIEDER ZU HAUSE !!!! Am Flughafen hatten wir für eine Woche einen Leihwagen reserviert, bisher haben wir von Madeira ja noch nicht so viel gesehen. Zunächst müssen wir aber das Paket mit den Ersatzteilen für den Antrieb des Autopiloten aus dem Hafen holen, blöd nur, dass heute, am 10.6, Feiertag in Portugal und das Hafenbüro nicht besetzt ist. Die Reise hat sich trotzdem gelohnt, wir überraschen Frans von der Skellig, der grade in Funchal liegt und sehnsüchtig auf Femke wartet. Unsere Überraschung ist geglückt. Erst nach einigen Stunden verlassen wir die Skellig mit dem festen Vorhaben uns nochmals zu sehen wenn Femke in Madeira ist. Am Abend sind wir auf der Usi, ein Katamaran der uns gegenüberliegt. Uschi und Albert. Bei lecker Wein kommen wir ins klönen und die beiden empfehlen uns eine Wanderung zum Ponta de Sao Lorenzo. Die Beschreibung der Strecke ist für Tom’s Höhenangst nichts aber Hajo hört gespannt zu. Am nächsten Morgen klappt es dann mit dem Paket. Tom ist heiß drauf den Linearantrieb zu reparieren. Hajo stünde hier nur im Weg. Die Wanderung zum Ponta de Sao Lorenzo wird in Angriff genommen. Die Aussicht ist atemberaubend.
Der Linearantrieb ist gerichtet, Hajo hat die Routenplanung für die Insel fertig, jetzt kann es losgehen. Am Samstag, den 12.06 geht es über den Aussichtspunkt Portela weiter nach Porto da Cruz.
Porto da Cruz zeichnet sich durch seine Zuckerrohrfabrik, den Strand mit Naturschwimmbad und den ca. 1 km vor der Küste liegenden Adlerfelsen aus. Bei uns hat aber auch der Friedhof die Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Auf dem Weg zum Pico de Areeiro halten wir noch am Aussichtspunkt Balcoes. Von der Straße aus führt ein Weg entlang eines Levada durch einen Lorbeerwald zum Aussichtspunkt. Belohnt wird man mit einem faszinierend Ausblick in die umliegenden Täler.
Zum Abschluss des heutigen Tages erreichen wir den Pico de Areeiro, den zweit höchsten Berg Madeiras mit einer Höhe von 1818m. Den mehrstündigen Fußweg zum Pico de Torres, der mit 1851m der höchste Berg ist treten wir nicht an. Es reicht uns, ihn zu sehen.
Den Abend genießen wir zusammen mit Frans. Er ist auf dem Weg nach Porto Santo und hat mit Skellig in Quinta do Lorde Zwischenstation gemacht. Nach einem leckeren Essen im Hafen und ein paar guten Gläsern Wein geht es in die Koje. Am nächsten Morgen verabschieden wir uns und erkunden weiter die Insel. Wir starten an der Festung von Faial. Es hat ein wenig Mühe gekostet die Festung zu finden, ein kleiner, leider abgeschlossener, Innenhof ist die Attraktion. Der Ausblick von hier oben ist umso überragender.
Die Seilbahn am Ilheu da Rocha do Navio ist leider geschlossen und so geht es weiter auf der Nordseite der Insel zum Leuchtturm Ponta de Sao Jorge. Auf dem Weg entdecken wir einige Leitern mitten auf einem Abhang, wozu diese wohl dienen? Wir erreichen Sao Vincente. Sao Vincente ist eine Kleinstadt mit ca. 3000 Einwohnern. Die Hauptattraktion sind die Lavahöhlen, die aber aktuell leider geschlossen. Wir können es verkraften, die Bilder im Internet erinnern an Lanzarote.
Der Brautschleier – Veau da Novia – ist ein Wasserfall der oberhalb von Seixal liegt. Der Blick auf Seixal ist fantastisch.
Entlang der Küstenstraße geht es weiter nach Porto Moniz und zu einem Strand an der Westküste, der nur über eine steile Seilbahn zu erreichen ist. Diese Seilbahn ist nix für Tom, wir bleiben oben.
Der Rückweg führt uns über Rabacal ins Gebirge, hier sehen wir freilaufende Kühe auf der Straße, eines der Levada Wasserkraftwerke und einige schöne Aussichtspunkte. Am Abend tauschen die Crew der Usi und der segel.Bar die Erlebnisse des Tages aus.
Unser Plan für den nächsten Tag, Montag, den 14.6. ist es, zunächst über die Schnellstraßen an den westlichsten Punkt der Insel „Ponta do Pargo“ zu fahren, um dann über die alten Küstenstraßen zurück nach Funchal zu gelangen. Morgens um 9:00 geht es los und gegen 10:00 erreichen wir unser erstes Ziel. Am Aussichtpunkt geht es steil hinunter, das wird heute aber noch besser.
An der Südküste entlang liegen viele kleine touristische Orte, die wir heute besuchen wollen. Wir beginnen mit Paul do Mar und Jardim do Mar. Wir arbeiten uns die Serpentinen nach unten und genießen immer wieder Ausblick.
Die östliche Ausfahrt von Jardim do Mar ist wegen einer Baustelle gesperrt, d.h wir müssen zunächst 45 min zurück und die Serpentinen wieder hoch. Auch das schaffen wir und erreichen zur Mittagszeit Calheta mit dem zugehörigen Yachthafen. Nach einem Mittagssnack geht es entlang der Küstenstraße nach Ribeira Brava. Auf der Fahrt müssen wir unter einem Wasserfall durch, der sich auf die Straße ergießt.
Am Faja dos Padres geht es wieder steil bergab mit einer Seilbahn. Der Skywalk am Cabo Girao toppt mit seinen 589m das Ganze aber noch.
Auf der Rückfahrt haben wir noch einen schönen Blick auf Camara dos Lobos und kommen müde zurück zum Schiff.
Den vermeintlich letzten Ausflug mit dem eigenen Leihwagen unternehmen wir am nächsten Tag, die Christusstatue und Santa Cruz stehen noch auf dem Programm.
Wir füllen ein letztes Mal unsere Lebensmittel- und Getränkevorräte auf, liefern unseren Leihwagen ab und können uns ein wenig an Bord von unserem touristischen Programm erholen. Für den nächsten Abend hat Hajo Bolognese vorbereitet und wir essen gemeinsam auf der Usi. Ein richtig schöner Abend.
Für Sonntag, den 20.6. verabreden wir uns zu einer Levada-Wanderung. Uschi und Albert sind den Weg schon gelaufen und haben ihn als tauglich für Tom’s Höhenangst eingestuft. Mit kurzer Pause im Jasmin Tea House sind wir gute 5 Stunden unterwegs. Die Ruhe der Levada Wanderwege lässt einen komplett abschalten. Herrlich!
Hajo hat die Wanderlust gepackt und so geht es für ihn 3 Tage später nochmal auf eine Wanderung bei der man Schwindelfrei sein sollte. Tom bleibt auf dem Boot und kümmert sich den Ankerkasten.
Die neue lange Kette und Leine füllen den Ankerkasten schon ordentlich, so dass beim mehrfachen Eintauchen des Bugs Wasser ins Vorschiff kommt. Wir ziehen die Abdichtung des Kastens weiter nach oben und legen ein Bodengitter in den Ankerkasten, so dass die Entleerungsöffnungen nicht mehr durch die Ankerleine verdeckt werden können. Nun müssen wir testen ob das reicht. Wir planen unsere Weiterfahrt nach Porto Santo für Freitag, den 24.06. Da wir dort vor Anker liegen müssen, möchte Hajo das Schiff noch ein Wenig vorbereiten. Hier steht Tom nur im Weg. Mit einer Einkaufsliste im Gepäck geht es mit Uschi und Albert zunächst ins Nun’s Valey, ein kleines Gebirgsdorf, in das früher Nonnen vor den Piratenangriffen auf Funchal geflüchtet sind. Heute führt ein guter Tunnel in das Dorf, die historische Strasse ist noch zu sehen, abenteuerlich.
Im Tal gibt es noch eine Stärkung mit Kastaniensuppe und Kastanienkuchen. Dann geht es weiter zum Pingo Doce. Die Einkaufswägen sind gefüllt und anschließend ist alles im Auto verstaut. Zurück zum Schiff. Auf halber Strecke ruft Hajo an und meldet Wassereinbruch im Schiff. SCHEI…!!! Albert gibt Gas und als wir den Hafen 10min später erreichen, schwimmt die segel.BAR noch. Tom rast aufs Schiff und findet Hajo, der in der Achterkajüte die Wellendichtung zuhält. Bisher sind ca. 100l ins Schiff gelaufen, Tom pumpt zunächst einmal ab. Da von der Werft eingebaut, haben wir uns bisher mit der Dichtung nicht beschäftigt, keine Ahnung wie wir den Schaden beheben können. Da beim Einbau der Dichtung das Ruderblatt ab- und die Welle ausgebaut werden mussten, gehen wir davon aus, dass wir aus dem Wasser müssen. Joana vom Hafen organisiert uns einen Notkrantermin und um 16:00 wird die Seenotrettung alarmiert, alle anderen Optionen sind zu risikoreich. Hajo kann die Dichtung bei drehender Welle nicht festhalten, die Verletzungsgefahr ist zu groß, ein Schleppen durch die Hafenmeister in die Werft ist versicherungstechnisch bedenklich, ein provisorisches Abdichten mit Leakpaste könnte man versuchen, dann kann die Reparatur aber teuer werden, wenn die dann später noch aus dem Stevenrohr gekratzt werden muss. Um 17:00 wird unser Schiff mit einer riesigen Lenzpumpe (600l/min) und einem Stromgenerator ausgestatten, nur für den Fall, dass der Wassereinbruch größer wird. Albert fährt bei uns mit. Um 18:00 h erreichen wir den Hafen von Aqua de Pena, eine halbe Stunde später ist die Dicke aus dem Wasser.
An Bord dürfen wir nicht übernachten, wir packen schnell ein paar Sachen zusammen. Albert und Uschi haben uns Unterschlupf auf der Usi angeboten, den wir gerne annehmen. Uschi sammelt uns auf der Werft ein, zunächst geht es zum Abendessen dann weiter auf die Usi. Wir sind völlig fertig, geschockt und deprimiert. Nach ein paar Gläsern Wein geht es ins Bett. Morgen früh um 10:00h kommt ein Techniker der sich den Schaden anschaut. Am Morgen, es ist Freitag, der 25.06, überrascht Uschi uns mit einem 5 Sterne Plus Frühstück. Uns sitzt aber der Kloß im Magen, was der Techniker heute wohl sagt. Zunächst wird die Zugänglichkeit zur Wellendichtung verbessert, das Revisionsloch wird 10cm größer ausgesägt. Die PSS Wellendichtung funktioniert so, dass ein Gummibalg mit Carbonring auf dem Stevenrohr befestigt wird. Ein Edelstahlrotor wird dann auf die Welle aufgesetzt und mit Druck gegen den Carbonring geschoben, so dass der Gummibalg gestaucht wird und die Pressung zwischen Carbonring und Edelrotor aufrechterhält. Carbonring und Edelstahlrotor schleifen sich so fein aufeinander ein, dass diese Verbindung wasserdicht ist. Da keinerlei Materialschäden zu erkennen sind, vermutet der Techniker, dass sich der Edelstahlrotor nach vorne verschoben hat, so dass kein Anpressdruck mehr zwischen Rotor und Carbonring vorhanden war. Der Techniker beginnt mit der Demontage.
Die Madenschrauben lassen sich ohne Kraftaufwand in der gezeigt Stellung des Imbusschlüssels lösen. Ob diese nie richtig fest gezogen waren oder sich losgearbeitet haben will ich nicht behaupten. Die Schraubensicherung, die ein losruckeln der Schrauben verhindern soll ist überhaupt nicht eingebaut. Zuletzt lassen sich mehrere Montageposition anhand der Abdrücke der Madenschraube erkennen, Der vordere Abdruck ist nicht tief und auch verkratzt. Nun wird es fachgerecht wieder montiert. Bevor wir jedoch den Krantermin vereinbaren um wieder ins Wasser zu kommen, kommt die Policia Maritim und sperrt unser Boot für die Weiterfahrt. Es hilft nichts, das kann länger dauern. Wir bitten Joana vom Hafen in Quinta do Lorde um Hilfe und sie besorgt uns einen Leihwagen und ein schönes Hotel mit Meerblick, in das wir am Samstag einziehen können. Wir arbeiten am Boot und reinigen Unterwasserschiff, Badeleiter und Schraube. Zurück auf der Usi gibt es hausgemachten Wurstsalat zum Abendessen.
Am Samstag, den 26.6. „heuern“ wir von der Usi ab. DANKE - Uschi und Albert für Eure Hilfe!!! Wir freuen uns Euch bald wieder zu sehen. Wir wollen beide auf die Azoren.
Nachdem wir noch ein paar Arbeiten am Schiff erledigt haben checken wir in unser Hotel ein, genießen ein leckeres Abendessen und einen schönen Abend auf dem Balkon mit Meerblick.
Sonntags ist die Werft geschlossen. Wir haben uns mit Femke und Frans in Funchal verabredet und werden von den beiden im Hafen zum Lunch eingeladen. Femke haben wir vor acht Monaten in Cascais zuletzt gesehen. Es gibt viel zu erzählen. Erst am späten Nachmittag geht es zurück nach Machico. Montagmittag bringt uns Tanja von der Technovia Werft gute Nachrichten. Sie hat sich um die Kommunikation mit der Hafenbehörde gekümmert. Am Dienstagmorgen kommt ein Beamter der Hafenbehörde um die Reparatur zu begutachten und unser Schiff wieder freizugeben. Am Dienstag geht es dann ganz schnell. Der Beamte der Hafenbehörde redet 5 min. mit unserem Techniker und lässt sich den Schaden erklären. Da er weitere Boote in Quinta do Lorde hat, sollen wir nach Quinta do Lorde fahren und er würde sich unser Schiff dann dort anschauen. Abgebockt, rein ins Wasser, Bye Bye Aqua de Pena. Wir verlassen die Position, die auf dem AIS-Tracker einmalig ist, mitten auf der Landebahn des Flughafens.
In Quinta do Lorde angekommen fragt und der Beamte der Hafenbehörde ob alles Dicht sei. Als wir bejahen wird unser Schiff wieder freigegeben. So schnell geht es. Der Schaden ist unserer Versicherung und der Werft gemeldet, mal sehen wer dafür aufkommen muss. Wir wollen noch einige Tage in Quinta do Lorde bleiben um unsere Nerven zu beruhigen, und gönnen und noch ein Fahrt mit der Seilbahn nach Monte und mit dem Korbschlitten zurück. Ein aufregender Juni geht zu Ende.