01.08.2023-31.08.2023

Kaum sind wir aufgebockt fangen wir an zu arbeiten. Das Unterwasserschiff ist zwar einigermaßen sauber, die Kalkreste der Seepocken aus Cartagena sitzen aber fest auf dem Rumpf. Bevor wir neues Antifouling auftragen, muss der Rumpf wieder glatt sein. Hajo spachtelt sich von hinten nach vorne und auf der anderen Seite wieder zurück.

Tom´s Aufgabe ist der Propeller. Auch der muss mit viel Feingefühl von den Spuren der letzten Monate gereinigt werden. Nach der Reinigung wird noch gefettet und das ist der Propeller fertig für Winterlager.

Nachdem es unter rum wieder sauber ist geht es an den Gelcoat. Zum Glück sind Albert und Uschi ebenfalls in Colon und so können wir uns die Poliermaschine von der USI leihen. Insgesamt 3 Arbeitsgänge stehen uns bevor. Im ersten wird der Rumpf mit Antigilb gereinigt und nach 30 min Einwirkzeit mit viel Wasser abgespült. Im zweiten Durchlauf wird der Rumpf poliert und im letzten Schritt mit Wachs gegen UV geschützt.

Unseren Plan, den Mast zu legen haben wir begraben. Was in Hamburg 300 EUR kostet wird in Panama unerschwinglich, 1200 US-$ für den Kran zum Legen, das gleiche nochmal zum Setzen und 100 US-$ pro Monat für die Lagerung. Somit müssen wir die Abdeckplane an die Wanten und den Mast anpassen. Insgesamt 3 Planen werden Stück für Stück angepasst. Die Marina hat einen speziellen Arbeitsbereich für die Segler eingerichtet und hier macht Tom sich breit.

Die notwendigen Schnitte, um an Mast und Wanten vorbei zu kommen werden mit Verstärkungen verklebt und mit Ösen versehen. So können wir die Planen wieder mit Leinen verbinden und sauber abspannen. 2 Tage dauert die Schneideraktion von Tom und einen weiteren Tag brauchen wir um die Planen übers Boot zu ziehen und abzuspannen. Mit dem Ergebnis sind wir aber zufrieden.

So verpackt wird unsere „Dicke“ auf den Trailer gesetzt und im Security Bereich aufgebockt. In diesem Bereich wird nicht an den Booten gearbeitet, d.h. es gibt keinen Dreck von Nachbarbooten. Zu Sicherheit ist der Bereich nachts verschlossen und tagsüber kontrolliert ein Sicherdienst den Zugang zu den Booten. Coole Organisation, so kommt keiner an Bord, der da nicht hingehört.

Während der Arbeiten am Schiff mussten wir feststellen, dass unsere Grundberührung in Clifton in 2022 leider doch nicht ohne Folgen geblieben ist. Im vorderen Bereich sind 2 Risse im Rumpf aufgetreten, die wir uns nur in Zusammenhang mit der Grundberührung erklären können. Während der Spalt zwischen der Kielplatte und dem Rumpf normal sind, machen uns die Risse schon Sorgen. Das Laminat an dieser Stelle ist sehr dick. Eine Kontrolle von der Innenseite zeigt zum Glück, dass der Schaden nicht bis innen durchgeht.

Heute können wir nichts machen. Zunächst müssen wir die Versicherung informieren und so bringt der Boatscare-Service den elektrischen Entfeuchter an Bord. Wir erklären alles Notwendige und lassen die segel.Bar in der Obhut von Aldair, der „Nanny“, zurück.
Wir verabschieden uns von der Segelcommunity in Colon und besonders von der Usi und dann fahren wir in Richtung Panama City.
Das Umsetzen der segel.Bar hatte sich heute um einige Stunden verzögert. Wir kommen erst am Nachmittag in Panama City an und der Tag hat uns auch müde gemacht. Im Hotel gibt es ein kleines Abendessen und wir genießen den Ausblick von unserem Zimmer, Wir sind auf die pulsierende Metropole zwischen den beiden Weltmeeren gespannt.

Von unserem Hotel geht es zunächst runter zur Pazifikküste.

Entlang der Promenade spazieren wir dann in Richtung der kolonialen Altstadt.

… vorbei am Fischerreihafen

… und immer mit der beeindruckenden Skyline im Rücken.

Die Koloniale Altstadt erinnert uns an San Juan auf Puerto Rico aber auch Cartagena. Wenig verwunderlich, denn Panama ist unter dem gleichen spanischen Einfluss entstanden. Wir schlendern durch die Straßen und bekommen an jeder Ecke neue Eindrücke. Die alten Häuser sind zum größten Teil liebevoll saniert und die Straßen sind mehr als sauber.


Zahlreiche Parks und Plätze laden zum Verweilen ein. Wirklich sehenswert.


Die Altstadt verströmt einen ganz besonderen Charme. Verbunden mit der Freundlichkeit der Menschen macht dies Panama zu einer liebenswerten Stadt.

Trotz der schwülen Hitze, die wir nur im Schatten aushalten, wird am Strand Beachvolleyball gespielt. Das würden wir keine 2 Minuten durchhalten.

Von der Promenade gibt es noch einen tollen Blick auf die Neustadt, zu der wir uns jetzt aufmachen.

Beim Spazieren durch die Neustadt entdecken wir interessante Architektur, besonders der gedrehte Glasturm hat es Tom angetan. Aber auch die Restaurants sind wirklich stylisch. Zum Abend füllt es sich deutlich.

Was wäre ein Besuch von Panama ohne den Kanal zu besichtigen. Unseren letzten Tag vor dem Heimflug besuchen wir das Besucherzentrum des Panamas Kanals. Vorher fahren wir aber über die Puente de las Americas. Ein Koloss aus Beton und Stahl und die Einfahrt zum Panamakanal vom Pazifik kommend.

In einem 3D-Kino erfahren wir eine Menge über die Geschichte des Panamas Kanals. Nachdem der Suezkanal ein finanzieller Erfolg war, wurde in Frankreich 1879 eine Aktiengesellschaft zur Realisierung des Kanals zwischen Atlantik und Pazifik gegründet. Der Kanal sollte schleusenlos sein und durch umfangreiche Erdbewegungen realisiert werden. Das Vorhaben scheiterte. Neben der Regenzeit, die die Erdbewegungen quasi unmöglich machten, waren vor allem Malaria und Gelbfieber, der die Arbeiter dahinraffte ausschlaggebend für das Scheitern. 1902 wurde die Baustelle für 40 Millionen US-$ an die USA verkauft. Mit Übernahme der Baugenehmigung verlangten die USA die politische Kontrolle über das Gebiet, das bis zu diesem Zeitpunkt zu Kolumbien gehörte. Kolumbien lehnte ab. Im November 1903 wurde das Gebiet von US Truppen besetzt und der Staat Panama ausgerufen. Bis heute garantiert die USA die territoriale Integrität Panamas.

Die Strategie wurde geändert. Anstatt zu Graben soll nun aufgestaut werden. Es wurden Schleusen auf der Atlantik- und Pazifikseite des „Kanals“ gebaut und der Rio Chagres wurde soweit aufgestaut, dass die Schiffe nun ohne große Erdbewegungen passieren können. Mit Entdeckung der Malariaübertragung wurde auch die gesundheitliche Situation der Arbeiter verbessert und so wird der Kanal in 1914 eröffnet.
Das Aufstauen des Rio Chagres ist auch das Geheimnis, weshalb der Kanal ohne Pumpen oder ähnlichem funktioniert. Fährt ein Schiff von einer Seite in die seeseitige Schleusenkammer ein und die Tore sind geschlossen wird einfach Wasser aus dem Stausee in die Kammer gelassen, bis das Schiff auf der gewünschten Höhe ist und weiter geht es in die nächste Kammer. Abwärts geht es genauso.
Das funktioniert so lange, so lange ausreichend Wasser durch den Fluss nachgeliefert wird und genau das ist aktuell ein Problem. Durch Wassermangel im Rio Chagres kommt zu wenig Wasser im Stausee an und es können weniger Schleusungen vorgenommen werden als geplant. Die Schiffe stauen sich beidseitig vor dem Kanal.

Live können wir den Schleusenvorgang dann beobachten. Der Frachter wird recht dicht an den Fischtrawler vertäut und dann geht es abwärts.

Vom Trawler ist nur noch die Mastspitze zu sehen und dann öffnet sich das Schleusentor.

Von sogenannten Mules wird der Frachter äußerst genau ausgerichtet, so dass die Bordwand nicht am Beton schrubbt. Teilweise sind hier nur wenige Zentimeter Platz. Früher wurde dies mit Eseln gemacht, woher vermutlich der Name der kleinen Eisenbahnen kommt.

Ab geht es in die nächste Schleusenkammer für den Frachter und für uns zurück ins Hotel.

Tschüss Panama. In der Früh, es ist Dienstag, der 8.8. geht es zum Airport. Nach Rückgabe des Wagens geht es zum Check-in. ESTA? Ja im System hinterlegt! Die freundliche Dame bei Check in möchte ausgedruckte Einreisegenehmigungen für die USA sehen, unser Rückflug geht über Washington. Uns rutscht das Herz in die Hose, eigentlich sollte die Fluggesellschaft das online sehen können. Fast 20 min dauert die Zitterpartie, dann endlich weiß auch die Dame bei Copa wo man nachschauen muss. Puh, nicht auszudenken wenn wir nicht mitgedurft hätten.
Beim Umstieg in Washington sehen wir zufällig unser Gepäck am Band liegen, eigentlich hätte es durchgecheckt sein sollen, also mit Gepäck zum Connection Flight Counter. Irgendwann ist es geschafft und wir sitzen im Flieger nach München und fliegen in die Nacht.

Aufgrund von Verspätung verpassen wir unseren Anschluss in München, werden aber auf die nächste Maschine nach Hamburg umgebucht.
Am frühen Abend holt uns die Müdigkeit auf der Couch bei Gaby und Uwe ein, die uns vom Flughafen abgeholt haben und wo wir die ersten Tage Wohnen werden. Tom besucht noch Eckhard von der KeHHrwieder im Krankenhaus. Eckhard leidet an FTD. Die Frontotemporale Demenz hat sich bei Eckhard vor allem im Verlust seiner Ausdrucksfähigkeit ausgewirkt. Bei sonst klarem Verstand nicht mehr kommunizieren zu können hat ihn derart belastet, dass er einen Selbstmordversuch unternommen hat. Auch für uns eine emotionale Achterbahnfahrt. Für Isa wird es noch schlimmer sein. Zum Wochenende ziehen wir in unsere Wohnung und genießen die Lage am Fleet.

Einer unserer ersten Wege führt uns zu Hajos Vater. Wir freuen uns ihn wieder zu sehen. Toms Freude ist aber besonders groß, denn sein Schätzchen, ein SLK200 aus 1998 soll heute wiederbelebt werden. Als wir vor 5 Jahren unsere große Wohnung in Hamburg verkauft haben, war auch der Tiefgaragenstellplatz für den SLK weg und so hatten den Wagen in einer Scheune bei Hajos Vater aufgebockt. Wenig verwunderlich ist die Batterie tot, aber einmal überbrückt springt der Motor nach 5 Jahren sofort an. Fix ist der Wagen abgebockt und nach einer gründlichen Reinigung steht er zu Abholung durch die Werkstatt bereit.

Gleich nach dem Wochenende wird der SLK abgeholt und eine erste Durchsicht bringt nur wenige Mängel zu Tage. Die Werkstatt hat nun die Aufgabe die Ersatzteile zu finden, nicht alles ist noch über Mercedes zu bekommen. Ein paar Wochen wird es dauern bis wir wieder Cabrio fahren können.
Für uns geht es nach Aachen, es gilt ein undichtes Fenster auszutauschen. Zum Transport des neuen Fensters haben wir uns aufblasbare Dachgepäckträger gekauft. Einfach cool was der Smart alles so mitmacht. Ein wahrer Großraumtransporter.

In Aachen sind wir neben der Arbeit auf Familienbesuch und in Hamburg gibt es eine neue Küche, die alte hat die Vermietung nicht ganz so gut überlebt, hatte aber auch schon einige Jahre auf dem Buckel. Eine Tour führt uns noch an den Möhnsee. Hier treffen wir Hajo Technikerklasse und freuen uns nach 3 Jahren richtig alle wieder zu sehen.

Im September geht es für Tom wieder auf Arbeit. Nun fällt der 1.September dieses Jahr auf einen Freitag. Freitags ist Tom nie da, das ist sein freier Tag bei der 4 Tage Woche. So startet Tom an einem Montag, in Hamburg kein gutes Omen, wenn man an sowas glaubt. Mal schauen was kommt.