01.07.2024-31.10.2024
Bereits seit einigen Tagen verfolgen wir Hurrikan Beryl. Wie fühlen uns an Bonnie in 2022 erinnert, als wir auf Carriacou in den Mangroven Schutz gesucht haben. Beryl scheint sich schlimmer zu entwickeln. Ein wahrer Exodus war in den letzten Tagen auf Marine Traffic zu sehen. Hunderte Segler haben Carriacou und Grenada in Richtung Trinidad verlassen, um dort Schutz zu suchen. Auch Andrea und Andreas mit ihrer Lady Jean gehören zu den Flüchtenden. Heute am Montag, den 1.7., zeigt sich, dass dies die einzig richtige Entscheidung war. Beryl hat sich zum Hurrikan der Stufe 4 entwickelt und rast mit seinem Auge direkt über Carriacou.
Carriacou ist von der Außenwelt abgeschnitten, erst nach einigen Tagen wird das Ausmaß der Schäden bekannt, zum Glück sind nur wenige Tote zu beklagen. Die Fotos und Videos schockieren uns, vielleicht auch deshalb, da wir Schicksale aber auch Erinnerungen mit der Zerstörung verbinden können.
In den Mangroven haben sich die Boote aufeinander geschoben, fraglich ob hier etwas zu retten ist. Der rote Pfeil markiert die Stelle, an der wir 2022 mit segel.BAR Schutz gesucht hatten.
Auch die Luftaufnahmen der Tyrell Bay Marina schockieren uns. Hinten am roten Pfeil war unsere Dicke seinerzeit aufgebockt. Da wir auf Hurrikan Stripes und niedriges Aufbocken bestanden hatten, lagen wir neben einigen Katameranen, diese scheinen auch Beryl überstanden zu haben. Die Kielboote sind umgefallen wie Dominosteine. Hurrikan Stripes sind aber nur bei den ersten beiden Booten zu erkennen und die stehen irgendwie auch noch. Ich gebe unserer Versicherung Recht damit, dass durch solche Stripes und vernünftiges Aufbocken viele Schäden verhindern werden können
Aber auch die Gebäude hat es gerissen. Die massiven Bauten der Supermärkte haben es überstanden, bei den Holzbauten mit leichtem Dach sieht es schlechter aus. Die Pfeile von links nach rechts abgearbeitet:
Denises Restaurant, Alexis Supermarkt, der Segelmacher, der Metzger, Twilight Restaurant und Twilight Supermarkt. Annie und John haben mit ihren Gallery Cafe direkt neben Twilight anscheinend Glück gehabt, es hat nur die Terrasse gerissen, das Gebäude selbst scheint aber zu stehen.
Alles Entsetzen hilft aber nicht, am Mittwoch, den 10.07, wird unsere Dicke an Land gekrant. Bis dahin bleibt nur noch wenig Zeit und wir schließen die Lackierarbeiten an der Steuersäule und der Niedergangstüre ab.
Tom erneuert prophylaktisch die Dichtungen an den Stützen des Heckträgers und dem Seitenfenster. In der Regenzeit kommen in Panama Unmengen an Wasser herunter und wir wollen keine Überraschung bei unserer Rückkehr erleben.
Hajo poliert derweil den Zierstreifen am Heck. Dem haben Sonne und Salzwasser auch ordentlich zugesetzt. Nun glänzt er aber wieder.
2 Tage vor dem Krantermin fahren wir mit dem Bus nach Panama Stadt und holen unseren Leihwagen ab. Von der Linton Bay zum Flughafen geht es zwar auch mit dem Bus, mit Gepäck wollen wir uns das aber nicht antun.
Dann geht’s aus dem Wasser und die Dicke wird an Ihrem Platz gebracht. Spannend ist die Überfahrt über den Wasserablauf. Genau auf den Kran abgestimmt gibt es zwei Brücken, eine für die rechten und eine für die linken Reifen. In aller Ruhe werden Pallhölzer und Sandsäcke gebracht, die Dicke aufgesetzt und ausgerichtet und dann Seitenstützen positioniert. Steht.
Als erstes wird der Propeller eingepackt. Das neue Antifouling ist äußert UV empfindlich und so packen wir den Propeller zum Schutz in Alufolie. Dann wird der Wasserpass angeschliffen. Wir wollen den Wasserpass noch ein bisschen höher legen, damit wir hier nicht ständig Bewuchs abkratzen müssen. 5 cm werden mit Epoxy gestrichen, hierbei ist der Anschluss an das Epoxy unterhalb wichtig.
Tom hat in der Zwischenzeit die Abdeckplane installiert und so ist die segel.BAR am 12.7. fertig um für die nächsten Monate auf uns zu warten. Die Klimaanlage hält die Kabine auf 29°C und vor allen Dingen trocken, Kevin wird einmal die Woche einen Kontrollgang machen. Mit einem guten Gefühl verlassen wir die Linton Bay Marina um nach ein paar Tage in Panama City unsren Flug nach Deutschland anzutreten.
Zwei touristische Ziele stehen auf dem Programm und ein Termin bei einem Anwalt. Bisher läuft die Bestellung des neuen Mastes er schleppend und immer wieder müssen wir der Shelter Bay Marina auf die Füße treten, damit es vorwärts geht. Einmal in Deutschland wird es schwer, bzw. unmöglich noch einen Anwalt einzuschalten um ggfs. weiteren Druck aufzubauen, und so haben wir einen Termin vereinbart.
Der Termin bei Anwalt verläuft gut. Im Anschluss an das Gespräch erhalten wir eine schriftliche Rechtseinschätzung für unseren Fall, so dass wir mit unserer Kasko- und Rechtschutzversicherung das weitere Vorgehen besprechen können. Wir sind erleichtert, dass Thema nun rechtlich betreut zu wissen und können den restlichen Aufenthalt in Panama genießen.
Der Mirrador Cerro Cedro befindet sich etwas außerhalb der City und soll einen schönen Ausblick auf die Skyline von Panama City bieten. Er liegt innerhalb eines Parks und es sind circa 1,5 km Fußweg, teils steil bergauf, zumindest auf dem Hinweg.
Panama la viaje, das alte Panama, ist ein weiterer und auch der letzte Punkt auf unserer Liste. Mit der Kolonialisierung um 1500 n.Chr. wurde Panama als Stadt etabliert. Im Museum findet sich eine Nachbildung der ehemaligen Stadt.
Die Stadt lag jedoch recht ungeschützt auf Höhe des Meeresspiegels und war leicht anzugreifen. Im Jahre 1671 wurde die Stadt durch den Piraten Henry Morgan und seine Männer nahezu vollständig zerstört. Ein Wiederaufbau fand nicht an gleicher Stelle statt sondern wenige Kilometer westlich, das heutige Casco Viajo.
Im Museum sind einige Exponate aus dieser Zeit zu bewundern.
Im Außenbereich schlendert man an verschiedenen Grundmauer entlang und kann an Tafeln mehr die damalige Funktion der Gebäude erhalten.
Montag, der 15.7., ist unser letzter Abend in Panama City. Morgen geht es über Madrid zurück nach Deutschland. Wir genießen den letzten Abend in einer Roof Top Bar in der City.
Am nächsten Tag treten wir unsere Rückreise nach Deutschland an. Heimat- und Arbeitsurlaub.
Zu Hause werden wir schon erwartet. Unser Flug landet in Frankfurt und Toms älteres Patenkind holt uns dort ab. Der Junior empfängt uns im Pool und wir bekommen ein leckeres Abendessen. Unser Smart war dort stationiert und so können wir unser Apartment in Aachen in Beschlag nehmen. Am nächsten Tag geht es gleich zu Toms Mutter, die sich freut uns beide wieder zu sehen.
Aber die Verpflichtungen rufen. Valentin wird 50 und so fahren wir mit dem Smarty einmal Aachen Stuttgart und genießen eine wilde Party. Am nächsten Morgen geht es dann nach Hamburg.
In Hamburg haben wir noch einige Tage Ruhe, bevor die Arbeit beginnt uns so besuchen wir einige Freunde und feiern wiedersehen. Welche Arbeit steht an? Dachdecken. Bei Toms Elternhaus müssen die Dachziegeln und Unterspannbahn erneuert werden. Als wir das Haus vor einigen Jahren übernommen haben, haben wir ausreichend Dämmung von innen aufgebracht, der Tausch der Dachziegel war seinerzeit aus steuerlichen Gründen nicht möglich.
Ein Angebot vom Dachdecker hat uns die Schuhe ausgezogen. Alleine das Leihen des Gerüstes für 4 Wochen war so teurer, als ein eigenes zu kaufen. So entstand die Familienverbund Sanierungsoffensive.
Wir helfen Toms Bruder bei seinem Dach und umgekehrt. So sollten wir in 10 Wochen 2 Dächer fertigbekommen. Wir fangen bei Toms Bruder an mit Einrüsten und Abdecken. Sparren doppeln und Aufsparrendämmung montieren, Latten und neue Ziegel. Tom sorgt für die Bodenlogistik und schickt alles mit dem Aufzug nach oben. Hajo und Ralph montieren auf dem Dach.
Nach 3 Wochen sind die großen Flächen fertig. Bei den Anschlussdetails braucht Toms Bruder keine Hilfe mehr, das ist im Wesentlichen eine One-Man-Show. So verabschieden wir uns aus der Eifel und nehmen unser Dach in Angriff.
Regelmäßig erhalten wir Nachricht von Kevin, der unser Boot während unserer Abwesenheit betreuet. Ende Juli ist alles ok. Ende August bekommen wird die Nachricht, dass ein stärkerer Sturm über die Linton Bay hinweg gezogen ist. Unsere Plane hat diesen Sturm nicht überlebt. Die Qualität der Plane aus dem Chinashop ist wohl fragwürdig. Eine neue aufzuziehen würde vermutlich auch nur wenige Wochen halten und so muss die Dicke ab jetzt ohne Plane auskommen.
Auf unserer Baustelle sind zwischenzeitlich die Dachziegel angeliefert worden und das fehlende Material besorgen wir mit unserem Baustellentransporter.
Nachdem die Front eingerüstet und der Aufzug montiert ist, nimmt sich Toms Bruder der Traufe an. Das alte Traufblech war viel zu kurz und ist Regen in diesen Bereich eingedrungen und hat den Sparrenköpfen ein wenig zugesetzt. Hier werden Beihölzer angebracht und Traufbohle und Rinne erneuert.
In den, seinerzeit von innen nicht zugänglichen Bereichen wird die Wärmedämmung ergänzt. Dann kommt Unterspannbahn und Lattung und Ziegel. Wir nehmen immer nur 5 Reihen Ziegel auf, so müssen wir nicht hetzen und am Abend ist das Dach immer wieder regensicher.
Wir arbeiten uns von der Traufe bis zum First durch und nach 3 Wochen, wobei wir ein paar Tage wegen regen aussetzen mussten ist die Vorderseite fertig.
Wir rüsten nun die Rückseite ein, lassen den Container tauschen und weiter nach hinten stellen und verfahren im Ablauf genauso wie vorne. Weitere 3 Wochen sind wir fertig und lagern das Gerüst ein.
Wenn wir überlegen, wieviel Geld wir gespart haben, weil wir selbst Hand angelegt haben,… das reicht mindestens um 2 Jahre weiter zu segeln.
Unsere Abstinenz ist vorbei. Um in der Höhe besser zurecht zu kommen haben wir die letzten Wochen auf Alkohol verzichtet und auf „NullNummer“ und Co umgestellt. Heute Abend gibt es unkastrierten Rotwein. 2 kleinere Baustellen erledigen wir auch noch. Einmal Kellerdeckendämmung aus EPS und Innendämmung mit Dampfsperre in unserer Wohnung in Hamburg.
Ein bisschen Entspannung gibt’s es zu Toms Geburtstag in Heiligenhafen und auch die Büroarbeiten müssen noch vor unserer Abreise erledigt werden
Schnell ist Ende Oktober und unsere Abreise naht. Noch gut 2 Wochen, dann geht es zurück zum Schiff.