01.07.2022-31.07.2022

Nach ein paar Tagen Warten kommt ein schönes Wetterfenster und so brechen wir am Dienstag, den 5.07. mit Ziel Grenada auf.

Die USI fährt mit uns und auch für Lady Jean geht’s nach Grenada, allerdings in die Prickley Bay. Wir gehen zusammen mit der USI in die Hauptstadt Grenadas St. George. In der Fort Luis Marina haben wir Plätze reserviert. Unterwegs informiert uns Ulf über einen Plagiatsverdacht in Dänemark.Es gibt eine weitere SEGELBAR, die in der Ostsee ihre Runden dreht. Ohne Punkt und mit einem langweiligen Design ist es keine Konkurrenz für uns.

Wir erreichen St. George. Alleine die Silhouette der Stadt lässt Toms Herz höher springen. Urbane Strukturen mit mehrstöckigen Häusern, das gab es das letzte Mal auf St. Vincent.

Bei der Einfahrt in die uns zugewiesene Hafengasse entdecken wir JoJo. Achim und Solveig kennen wir von den Azoren und haben die beiden das letzte Mal in Bequia getroffen. Wie klein ist die Welt. Die USI erreicht die Marina knapp eine Stunde nach uns und in alter Runde schaffen wir es einige Tage später auch zum Abendessen. Einzig Julian fehlt.

Am Mittwoch, den 6.7. beginnt unser touristisches Programm. Um 10:00 bekommen wir unseren Leihwagen und der Vermieter bringt uns zur Polizei. Hier gibt es für 60 $EC (ca. 20 EUR) einen Urlaubsführerschein. Es kann losgehen.

Im Süden Grenadas liegen einige schöne Ankerbuchten, diese wollen wir uns zunächst von Land aus anschauen. So fahren wir zur True Blue Bay, der Prickley Bay, Hartmann Bay und zu Hog Island in der Woburn Bay. Schiffe über Schiffe, aber der Schwell ist in allen Buchten deutlich zu sehen.

Irgendwann werden wir die Buchten nochmals von der Wasserseite aus in Augenschein nehmen, für heute reicht es uns aber. Weiter geht es zu einem „Spice and Herbs Garden“. Grenada wird auch Spice Island genannt. Unzählige Gewürze und Kräuter werden hier angebaut, viele kommen aber auch in der freien Natur vor. Von Laura, der Chefin, gibt es eine Führung.

Kräuter, Gewürze aber auch Blätter von verschiedenen Bäumen und Früchte werden zu Pulver gemahlen oder als Ganzes getrocknet. Gekocht, gepresst oder zerrieben. Jede Pflanzen und ihre Verarbeitungsmöglichkeiten lernen wir kennen. Das eine hilft bei Husten oder Menstruationsproblemen, das andere bei Depression oder Müdigkeit. Für oder gegen alles ist hier ein Kraut gewachsen. Natürlich auch zur Stärkung der Manneskraft.

Auf dem Weg zurück, bekommen wir noch einen schönen Blick über den Hafen.

Am nächsten Tag, es ist Donnerstag, der 7.07. gehen wir baden. Unser Ziel sind 2 Wasserfälle. Den Fontaine Blue erreicht man über einen 45min Marsch durch den Dschungel. Hierbei ist ein Führer ratsam. Unserer heißt Elvis.Der Preis mit Elvis ist ausgehandelt, die Tour kostet 100 $EC, also gut 35 EUR. Wenn er es ordentlich macht, versprechen wir ihm ein gutes Trinkgeld. Los geht’s. Auch Elvis erklärt uns auf dem Weg die einheimischen Kräuter und Gewürze. Eine Muskatnuss ist unser erstes Anschauungsobjekt. Frische Kakaobohnen sind von einer süß-säuerlichen Glibbermasse umgeben, die man wie ein Bonbon lutschen kann, da können wir nicht nein sagen.

Starke Regenfälle haben den Weg teilweise abrutschen lassen, Elvis kümmert sich besonders um Uschi und schlägt uns mit seiner Machete einen Weg frei.

Auf den letzten Metern müssen wir Uschi zurück lassen. Der Fels ist zu steil und zu glatt, die Sicherheit geht vor. So fehlt sie leider auf dem Siegerfoto.

Der Weg zurück ist nicht leichter als hin und so kommen wir reichlich verschwitzt an unseren Ausgangspunkt zurück. Genau richtig für ein Bad am zweiten Wasserfall, den „Concord Falls“.

Die beiden Jungs sind unsere Schaueinlage, nachdem wir getrocknet und angezogen einen Drink an der Bar nehmen. Klippenspringen am Wasserfall. Echt beeindruckend.

Aber auch unter Wasser hat Grenada einiges zu bieten. Es gibt einen Unterwasser Skulpturenpark, der vor einigen Jahren angelegt wurde. Die Skulpturen sind ca. 6-8m unter dem Wasser und man kann vom Strand aus dorthin schnorcheln. Einzig, diesen Strand erreicht man nur mit einem kostenpflichtigen Wassertaxi oder dem eigenen Boot. Wir nehmen das Wassertaxi.

Am Strand angekommen heißt es rein ins Badehöschen, Maske auf und los geht’s. Die Skulpturen stehen leider sehr weit draußen und das Wasser ist trüb, bzw. die Sonne steht nicht hoch genug. Sind die Bilder im Internet beeindruckend, so ist das was wir in Realität vorgefunden haben weniger atemberaubend. Bei nächsten Mal werden wir besser vorbereitet sein und auch Flossen und eine leichte Schwimmweste am Start haben. Trotzdem, auf ein paar Bilder kann man Skulpturen erahnen.

Bevor wir wieder abgeholt werden, entdecken wir noch einige Seile an der Steilklippe, Hajo könnte auch über den Landweg in die Bucht. Der Rest von uns braucht das Boot.

Auch wenn wir unter Wasser nur wenig sehen konnten war es trotzdem ein tolles Erlebnis und wir machen uns auf den Weg zum zweiten Ziel des heutigen Tages. Hajo hat eine Gewürzfabrik in Victoria ausgemacht. „Dougalson Spice Estate“ ist mittlerweile leider geschlossen, was wir nach 30 min. Suche feststellen mussten. Schade, aber dafür gibt’s einen Spaziergang durch Victoria.

Von Jojo haben wir den Tip bekommen im „Petite Anse Beach Club“ essen zu gehen, die Aussicht von der Terrasse soll traumhaft sein, also – hin da. Die Aussicht ist tatsächlich spektakulär. Man kann von hier aus bis Union Island sehen.

Gut gestärkt geht es zu unserem letzten Ziel für heute, dem „Kariben Sprung“. Leapers Hill ist eine Gedenkstätte die auf das Jahr 1651 zurückgeht. Nachdem die Kariben französischen Siedlern in 1650 Land gegen ein paar Messer und Beile, Glasperlen und 2 Brandy Flaschen verkauft hatten, fordern sie ein Jahr später ihr Land zurück. Final griffen ca. 800 Kariben mit Pfeil und Bogen ein französisches Fort an, welches mit Gewehren und Kanonen antwortete. Die Kariben wurden an die Nordspitze der Insel getrieben und die ca. 40 letzten überlebenden Kariben stürzten sich hier ins Meer. Die Gedenkstätte liegt auf dem Friedhof der St. Patricks Kirche. Eine freundliche Fremdenführerin erklärt uns einiges über die Kirche, die Berühmtheiten auf dem Friedhof und die Geschichte von Leapers Hill.

Von hier oben hat man auch eine schöne Sicht auf Sauteur. Die Mole wurde er kürzlich gebaut. Mit diesem Projekt soll Sauteur auch für Segler interessant werden. Aktuell liegt nur ein Schiff vor Anker.

Am nächsten Morgen steht St. George auf dem Programm. Da Tom Sonntagskind ist, findet er direkt vor dem Fischmarkt einen Parkplatz. Hier starten wir mit unserem Rundgang. Der Tunfisch sieht so lecker aus, davon werden wir uns bestimmt noch etwas holen.

Wir schlendern entlang der Hauptstraße, es werden Obst, Gemüse, Kräuter und alles was man sonst so brauchen könnte angeboten. Der Bürgersteig ist quasi eine endlose Ladentheke. Überall begegnen uns lächelnde und freundliche Menschen.

Rund um den Markt wird es dann richtig voll. Nur die vorgesehenen Stände in der Markthalle sind leer. Vermutlich sind die Standgebühren zu hoch.

Bergauf kommen wir zur katholischen Kathedrale der unbefleckten Empfängnis und dann weiter zur anglikanischen St. George Gemeindekirche. Abschluss unserer Kirchenralley ist die, unterhalb von Fort George gelegene, presbyterianische St. Andrews Church. 3 Kirchen, 3 Glaubensrichtungen und das alles in 30 min. Wir könnten es mit japanischen Touristen aufnehmen.

Fort George wurde zwischen 1706 und 1710 von den Franzosen erbaut. Es bietet einen Rundumblick auf St. George, den Hafen und die vorgelagerte Bucht. 1983 wurde der Premierminister Maurice Bishop mit einigen seiner Minister in dem Fort exekutiert. Heute erinnert eine Gedenktafel an dieser Stelle.

Leider hat Ivan, ein Hurrikan der Stärke 5, in 2004 erheblichen Schaden an dem Fort angerichtet. Der ist bis heute nicht wieder repariert und so verfällt das Fort mehr und mehr.

Vom Fort geht es runter in die Carenage, dem „Stadthafen“ von St. George. Unzählige Fischerboote liegen hier am Quai im Päckchen. Über den Mittagsschlaf der Fischer wacht die Christusstatute von Absys. 1961 brannte ein Costa Kreuzfahrer, die Bianca C vor dem Hafen aus. Die Statue wurde als Dankeschön an die Grenadiner installiert, die die Crew und Gäste selbstlos mit allen Arten von Booten zur Hilfe eilten.

Durch den Sendall Tunnel geht es zurück zum Auto. Der Sendall Tunnel wurde bereits 1894 errichtet um den beschwerlichen Weg über den Berg zwischen der Carenage und St. George Downtown abzukürzen. Heute teilen sich Autos und Fußgänger den schmalen Tunnel. Auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht befinden sich die Forts Matthew und Frederick. Wir sparen und den Eintritt, lassen aber den Weitblick auf uns wirken.

Nachdem wir das Auto noch zum Bunkern benutzt haben, verlässt uns die USI am Dienstag, den 12.7. Wir bleiben noch. Der Hafen liegt günstig, Baumarkt und Schiffszubehör sind fußläufig bzw. mit dem Bus gut zu erreichen, das Angebot ist üppig. Wir wollen unseren Tank reinigen, der Lüfter über dem Herd streikt, außerdem tropft hier und da Wasser bei starkem Regen. Entsprechend wird der Dachhimmel demontiert. Die Travellerschiene für den Baum muss neu eingedichtet werden. Neue Schrauben gibt es gegenüber, neue Unterlegscheiben aber nur im Shipstore in der Prickley Bay. Während die Chemie im Trinkwassertank einwirkt machen wir uns mit dem Bus auf den Weg zum Shipstore.

Eine weitere Baustelle ist unser Solar, die mobilen Faltpaneele von Prevent sind einfach nur Schrott. Wir hatten diese 330W aber fest in Energiekonzept eingeplant. Tom überlegt seit den Kap Verden wie weitere Paneele einfach nachzurüsten sind. Mittlerweile steht der Plan und hier gibt es alles, was wir dafür brauchen. Das vorhandene Paneel wird gelöst und an den Befestigungspunkten werden Edelstahlrohre befestigt. Die stehen 70 cm nach vorne und hinten über. Da reicht um jeweils ein zusätzliches 175W Paneel zu montieren.

Hierzu sind wir mehrfach unterwegs um von den verschiedenen Händlern das Material für unsere Bedürfnisse zusammen zu suchen. Auch ein neuer Laderegler muss her. Am Ende ist es geschafft. Die Paneele sind montiert und wir können innen wieder klar Schiff machen.
Nach ein paar Tagen kontrollieren wir das Ergebnis. Die Paneele laden unsere Batterien ohne Probleme. Wir haben 450 W installiert und sehen 397 W Ladeleistung, nahezu perfekt.
Diese Ladeleistung erzielen wir, obschon wir unser Kaffeewasser elektrisch kochen. Einen ganzen Tag sind wir durch alle Läden in St. George gelaufen um einen Wasserkocher mit 800W zu bekommen, in der Regel werden Wasserkocher mit 2000W verkauft, unser Bordnetz lässt bei 220V aber maximal 1200W zu. Beim Dekor mussten wir Abstriche machen, aber langsam gewöhnen wir uns an das florale Muster. Auch die Konstruktionszeichnungen für den neuen Dieseltank sind zwischenzeitlich fertig.

Der Strand Grand Anse liegt circa 15 min. zu Fuß vom Hafen, hier gehen wir morgens vor der „Arbeit“ spazieren und es gibt auch einige schöne Bars für den Abend. So vergeht unsere Zeit auf Grenada schnell.

Am Dienstag, den 26.7 geht unsere Zeit auf Grenada vorbei. Es geht zurück nach Carriacou und wir bereiten uns auf das Auswassern vor. Die Bilgen haben wir noch in Grenada mit Bilgenreiniger versetzt und hoffen, dass der Seegang uns einiges an Arbeit abnimmt. In Carriacou angekommen werden die Bilgen nochmal geschrubbt, gespült und anschießend leergepumpt. Auch die Fender werden poliert. Es blitzt und blinkt.

Für die Nacht vom 30.7 auf den 31.7 werden stürmische Böen bis zu 37 Knoten (knapp 70 km/h) vorhergesagt. Das kennen wir schon aus Grand Case auf St. Martin. Zur Sicherheit lassen wir aber nochmal 10m Ankerkette raus. Wir haben bei 5m Wassertiefe jetzt 7-fache Kettenlänge draußen. Pünktlich um 5 Uhr morgens geht es los. Statt der 37 Knoten haben wir allerdings 50 Knoten (ca. 90 km/h). Das Boot dreht ordentlich und zieht immer wieder die Kette bis an den Anker. Das Bimimi hatten wir nicht zurückgeklappt, zwischendurch hat Tom Angst, das es abgängig wird. Bei einigen Booten slipt bereits der Anker und es kommt Action im Ankerfeld auf. Die ersten Boote müssen den Anker lichten. Auch wir bereiten uns vor, aber unser Anker sitzt. Gegen 5:30 bemerken wir einen Fischkutter, der führerlos durch das Ankerfeld driftet. Ein Dinghi schubst den Kutter mal rechts mal links, so dass er nicht mit den anderen Ankerliegern kollodiert. Mit 2,5 PS können wir hier nicht helfen. Den Segler erklären wir aber in dieser Nacht zu unserem Helden. Um 6:30 hat sich die Lage etwas beruhigt, die 3 Schiffe, bei denen denen der Anker geslippt ist, haben ihn neu gesetzt. Die Telemaque, ein Segler unter Schweizer Flagge, hat abgelegt und den Fischkutter in Schlepp genommen. Um 7:00 geht es dann ganz schnell. Der Eigner des Fischkutters wird von einem Boot an Bord gefahren, der Motor wird gestartet und unser Held und die Telemaque kommen zurück ins Ankerfeld. Nachts sind alle Katzen grau, aber in der Dämmerung können wir ein Foto vom „heimkehrenden“ Kutter machen.

Später erfahren wir, dass keiner der Retter des Kutters auch nur ein Dankeschön vom Eigner bekommen haben. Echt schade. Nachdem wir nun 50 Knoten Wind überstanden haben, werden wir die Zeit bis zum Krahnen ruhig schlafen. Ein bißchen Freude macht sich breit, wenn wir nächsten Monat nach Deutschland auf Heimaturlaub kommen.