01.05.2023-31.05.2023

Nach ein paar Tagen des Nix-Tuns bekommen wir Tatendrang und so werden einige anstehende Arbeiten erledigt. Die Teppiche in Salon und Schlafstube werden ordentlich schamponiert und erstrahlen danach wieder im ursprünglichen weis. Bei der Bewuchs Kontrolle am Propeller findet sich ein Stück Leine, dass freigeschnitten werden muss.

Auch zeigt die Travellerschiene der Genuaschot beidseitig Leckagen, die abgedichtet werden müssen. Leider muss hierzu innen einigen zurückgebaut werden. Dies ist nicht einfach. Die Schrauben liegen unterhalb der Frontblende. Irgendwann klappt´s dann aber. Die alten Schrauben werden nicht wiederverwendet sondern durch neue ersetzt.

Nach 3 Stunden ist die Fummelei beendet und die Schrauben hoffentlich wieder dicht. Wir kaufen die Cola Zero bestände im Supermarkt auf und auch das Unterwasserschiff erhält noch eine Spezialreinigung durch Hajo. Dafür gibt’s natürlich ‘ne Belohnung.

Am Steg lernen wir Danny mit ihrer SY Sabrina kennen. Danny bereitet Sabrina grade auf die Rückreise auf die Azoren vor. Danny’s Schicksal lässt uns die Nackenhaare stehen, ihr Lebensgefährte ist vor über einem Jahr an Bord der Sabrina in der Dom.Rep. verstorben. Den Biss, die Yacht jetzt nach Europa zu fahren muss man erstmal haben. Chapeau. Täglich schauen wir ins Wetter und langsam sind wir frustriert. Oberhalb der ABC-Inseln kämpfen ein Hoch- und ein Tiefdruckgebiet miteinander und einen Tag würde uns neben viel Wind auch eine ordentliche Welle erwarten. Wir planen um und streichen ABC. Neues Ziel Jamaica. Am Dienstag, den 9.5. treffen wir die Entscheidung – morgen geht es los. Wir stoßen den Ausklarierungsprozess an. Ein letzter Drink und ein Abschiedsessen mit Danny und Stefan, dem ersten Crewmitglied für die Überfahrt auf die Azoren, bereiten uns einen letzten, schönen Abend in Boca Chica.

Es ist Mittwoch, der 10.05. Um 8:00 Uhr erledigen wir die letzte Zahlung beim Hafenbüro. Strom nach Verbrauch. Nach NUR einer halben Stunde ist der Anfangszählerstand vom Endzählerstand subtrahiert und mit 0,49 US-$ multipliziert. Ging auch schon mal schneller. Immigration vertröstet uns auf 9:00h, wobei da eigentlich die Armada kommen sollte. Irgendwie läuft es trotzdem und um zwanzig nach neun haben wir unser internationales Depacho in der Hand. Motor an und Leinen los. Nach 1 Stunde sind alle Fender uns Leinen verstaut und das Segel gesetzt. Kurs Jamaica.

Wir haben 3-4 Windstärken aus Süd-Ost. Mit unserem Kurs von 245° ergibt das halben Wind und wir machen knappe 5 Knoten Fahrt durch Wasser. Gegen 20:00 h erreichen wir die Costa Colorada und ändern den Kurs auf 235°, der Wind dreht etwas weiter auf Ost und schwächt auf 2-3 Windstärken ab. Zu weit achterlich, als dass das Segel bei Welle ohne Baum steht und zu wenig achterlich, dass es mit Baum steht. Vielleicht auch einfach zu wenig Wind. Die Nacht müssen wir motoren.

Bereits um 6 Uhr ist es wieder hell, der Wind reicht für den Blister und so geht er vor der dem Frühstück nach oben. 10 Stunden und einige Halsen später passieren wir das Cabo Beate.

Die Nacht fahren wir mit ausgebäumter Genua, diese Mal passen Windstärke und Richtung zusammen und wir kommen, wenn auch langsam vorwärts. Langsam auch deshalb, weil wir einen guten Knoten Strömung Gegen an haben. Kurz nach 6 geht die Sonne auf und der dritte Tag auf See beginnt.

Gennacker nach oben. Dann gibt’s Frühstück. Um uns rum – nur Meer.

Der Tag plätschert dahin und die Nacht beschert uns herrliches Wetterleuchten. Die Fotos finden wir schon geil – kommt aber an die Realität nicht ran.

Wieder ein schöner Sonnenaufgang und lecker Spiegelei zum Frühstück. Bis Jamaica haben wir dann noch tierische Begleitung, einfach zu faul zum Fliegen.

Den Tag über kommen wir gut voran und mit einem leckerenSundowner geht es in die letzte Nacht.

Land in Sicht! Es ist nicht mehr weit bis Port Antonio. Die letzten 2 Stunden motoren wir um den Wassertank noch voll zu machen morgens um 8:00 machen wir in der Erol Flynn Marina fest. Albert ist schon wach und hilft uns beim Anlegen. Die Dame von der Security erklärt uns die nächsten Schritte zum einklarieren. Ganz einfach – wir müssen nur an Bord warten, die Officer‘s kommen zu uns an Bord.


Zunächst der Health-Officer. Nachdem wir versichert haben, dass das Rinderfilet, das wir in der Dom. Rep. gebunkert haben ursprünglich aus den USA kommt, war das Fleisch kein Problem mehr. Der Immigration-Officer hat uns ein 90 Tage Visum in den Pass gestempelt und auch beim Zoll ging alles schnell von statten. Die Usi ist bereits seit einer Woche hier im Hafen und so lernen wir umgehend Gabriela und Thomas, Monika und Nick als auch Justin und Kelly kennen. Ein internationales Trüppchen – Australien, USA, Schweiz und Deutschland.


Am Dienstag, den 16.05 brechen die USI und die OOOPS zur Inselerkundung auf. Wir wollen uns noch zwei Tage erholen und planen unseren Rund Trip über die Insel für Donnerstag, den 18.5. Derweil machen wir uns mit den lokalen Gepflogenheiten vertraut und genießen die Abendstimmung im Hafen.

Am Donnerstag, den 18.5. holen wir unseren Leihwagen ab. Diese Mal begleitet und ein Suzuki Swift über die Insel. Wir starten von Port Antonio über den Blue Mountain in Richtung Kingston.



Wir erreichen Kingston und unser erster Stopp ist ein großer Supermarkt. Im Gegensatz zur Port Antonio ist der Supermarkt deutlich besser ausgestattet und wir werden versuchen auf der Rückfahrt zum Schiff hier zu proviantieren. Unser Ziel in Kingston ist der St. Williams Park, hier schlägt das Herz von Kingston. Die Kriminalität auf Jamaica ist hoch. In den Touristenhochburgen Negril, Montego Bay und Ochos Rios laufen Weiße Gefahr Opfer von bewaffneten Überfällen zu werden. In einigen Stadtteilen von Kingston besteht eher die Gefahr kollaterales Opfer eines Schusswechsels in den Bandenkriegen zu werden. Wir sind vorsichtig. Unser Auto stellen wir auf einen bewachten Parkplatz und lassen Pässe, etwas Geld und die Ersatzkreditkarte im Auto. Los geht es. Rund um den St. Williams Park gibt es jedem Menge fliegende Verkaufsstände, es ist wuselig und laut und teilweise leider auch geruchsintensiv.



Wenige hundert Meter in Richtung Hafen liegt die Water Lane - ein Kunstprojekt. Die Straße ist teilweise für den Verkehr gesperrt und die Häuserwände sind durch verschiedene Künstler beindruckend bemalt. Ein Blick nach oben zeigt aber, dass viele der Häuser nicht mehr ganz so gut in Schuss sind.


Wir gehen weiter in Richtung Hafen und erreichen die Kaimauer. Entlang der National Gallery geht’s zurück zum Auto und ins Hotel.


Unser Hotel liegt etwas außerhalb der City in einem „sicheren“ Stadtteil. Trotzdem ist das Gelände ummauert und als wir früh morgens in den neuen Tag starten muss der Sicherheitsdienst erst das Tor aufschließen. Unser erstes Ziel heute ist der Black River. Die Fahrt dorthin geht eine Weile über eine Mautstraße. Wir kommen 40 min. vor unserer gebuchten Tour an und müssen ein Wenig warten.

Im Black River gibt es amerikanische Krokodile. Und nun fahren wir mit dem Boot auf die Jagd danach. Geschossen werden allerdings nicht die Krokodile sondern nur Fotos.



Völlig geflasht von den Eindrücken geht es zurück zum Anleger. Hier haben die Ranger eine Aufzuchtstation, die wir besichtigen. Die Exemplare reichen von 10 cm bis 2 m in der Länge und Schwups hat Tom ein Krokodil im Arm. Im Maul bei den Größeren ist auch gut Platz.

Circa eine Stunde entfernt liegt das zweite Ziel für heute. Die YS-Falls. Hierbei handelt es sich um einen 7-stufigen Wasserfall mit Schwimmbecken unter einigen der Stufen. 20 US-$ Eintritt finden wir schon nicht ganz preiswert, werden in den nächsten Tagen aber eines besseren belehrt. Mit dem Bus geht es vom Kassenhäuschen zu den Falls. Hier sind großzügige Grill- und Picknickplätze angelegt. Wir klettern nach oben.

An einem Becken gibt es eine Seilschaukel. Da können wir beide nicht widerstehen.


Diese Nacht haben wir ein Hotel in Negril gebucht. Nachdem wir uns wieder trockengelegt haben machen wir uns auf den Weg dorthin. Unterwegs bekommen wir noch etwas schräge Menu Vorschläge für den Abend. In Deutschland würde Tierschutzorganisation vermutlich Amok laufen.

Heute werden wir zum Abendessen mutig. Neben unserem Hotel liegt ein kleines Restaurant - Erika’s Hideaway. Sehr gute Kritiken auf Google. Circa 200m müssen wir über einen Schotterweg laufen und finden eine Holzhütte mit wackeligem Zaun davor. Aber innen – alles picobello sauber und nett eingerichtet. Den Aperitif nehmen wir draußen. Es gibt „baked chicken“ mit frischem Krautsalat und Reis mit Bohnen. Geschmacklich und preislich ganz weit vorne.


Negril ist bekannt für seine Klippenspringer. Vorher wollen wir aber noch zur Blue Hole Mineral Spring. Eine Grotte mit ca. 7m Öffnung und einem darin liegenden See mit ca. 20m Durchmesser. Mutige springen die 7m von oben in die Grotte.

Tom nimmt die Leiter.


Nach der morgendlichen Erfrischung fahren wir zurück nach Negril. Im LTU Café wollen wir frühstücken und hoffen, dass einer der Klippenspringer unter seniler Bettflucht leidet und für den Abend schon einmal üben möchte.

Leider wird das mit den Klippenspringern nichts. Wir haben uns deshalb Fotos von der Usi ausgeliehen, die waren am Nachmittag zwei Tage zuvor im Restaurant nebenan.

Nach einem Stopp am 12km langen Sandstrand non Negril geht es nun entlang der Küstenstraße nach Falmouth. Einen Zwischenstopp machen wir in Montego Bay, eine quirlige Touristenstadt, wobei wir und den Teil ohne Touristen anschauen.



Den geplanten Stopp in Rose Hall Grand House ersetzen wir. Weitere 20 US-$ Eintritt pro Person um ein altes Herrenhaus zu besichtigen wollen wir nicht ausgeben. Direkt gegenüber gibt es aber ein altes Aquädukt und einen tollen Ausblick komplett für umsonst.

Am Nachmittag erreichen wir unser Hotel für die Nacht. Das Fishermen’s Inn liegt direkt an der Falmouth Lagoon. Wir erleben einen tollen Sonnenuntergang und freuen uns auf das letzte Highlight des heutigen Tages.

Mit der beginnenden Dämmerung gehen wir ins benachbarte Hotel. Von dort aus starten Boote in die Lagune.


Es handelt sich um eine lumineszierende Lagune. Millionen von Mikroorganismen befinden sich im Wasser und fangen an zu leuchten, wenn sie z.B. durch einen Schwimmer äußerlich angeregt werden. Hajo springt als einer der ersten ins Wasser und kommt seitlich am Boot nach vorne. Ganz nah strampelt er dann ordentlich und um ihn herum beginnt es zu leuchten. Bei Tom ist der Effekt nicht mehr mit der Kamera einzufangen, die vielen Mitstreiter haben zu viel Sediment vom Boden aufgewirbelt, das mindert den Lichteffekt. Auf der Rückfahrt gelingt aber noch ein schönes Foto vom Schraubenwasser.

Frisch geduscht sitzen wir noch bei einem Wein auf unserer Terrasse. Ob das Wasser auch direkt im Hafen leuchtet? Wir probieren es, ja es leuchtet.

Am Sonntag, den 21.5. starten wir von aus Falmouth nach Nine Miles. In diesem Ort wurde am 6. Februar 1945 Bob Marley geboren. Zunächst wohnt er im Haus seiner Großeltern und zog dann einige Meter bergauf mit seiner Mutter in ein eigenes kleines Haus. Mit 13 Jahren zog er zusammen mit seiner Mutter nach Kingston.

Immer wieder kam er aber in das kleine Häuschen zurück um sich hier von den weiten Bergen und Marihuana auf seinem Meditationsstein zu neuen Texten inspirieren zu lassen.

Gegenüber des kleinen Natursteinhauses, in den er wie gesagt seine Kindheit verbracht hat, ließ seine Mutter ein Mausoleum errichten, in dem er am 21.Mai 1981 beigesetzt wurde.

Heute ist hier ein Walfahrtsort für Bob Marley Fans und neben Souveniershops, Bar und Restaurant gibt es seit einigen Jahren auch eine kleine Kapelle in der man heiraten kann. Nur wahre Fans lassen sich auch von den 30 US-$ Eintritt pro Person nicht abschrecken.

Unser Guide hat uns mit vielen Informationen versorgt und die Führung auch musikalisch begleitet. Mit Reggae-Musik im Ohr fahren wir weiter zu den Dunn‘s River Falls, die teils recht schlechte Strasse ignorieren wir einfach. Der Eingangsbereich der Falls ist schon sehr touristisch.

James Bond jagt Dr. No wurde Anfang der 1960er Jahre hier auf Jamaica gedreht. Im Filmauschnitt sind die Falls gut zu erkennen. Daneben unser Foto aus diesem Jahr..

Man kann die Wasserfälle von unten nach oben hoch klettern. Das machen wir. Den Aufstieg dokumentieren wir mit unsere Actioncam, leider ist die Bildqualität nicht die beste, da werden wir irgendwann nochmal nachlegen müssen.



Nach einer guten halben Stunde sind wir oben angekommen. Das Klettern hat richtig Spaß gemacht und immer wieder konnten wir uns im kühlen Nass erfrischen. Nach einem Stopp im Supermarkt fahren wir zurück zum Boot. An unserem letzten Tag mit Auto wollen wir den Osten der Insel erkunden, hier ist Port Antonio ein perfekter Ausgangspunkt und wir können uns ein weiteres Hotelzimmer sparen. Bei Espresso und Wein tauschen wir unsere Erlebnisse mit der Usi aus und beschließen den morgigen Tag zusammen zu fahren.

Es ist Montag, der 22.5 und unser erstes Ziel am heutigen Tag ist wieder ein Filmset. Hier wurden Teile der Blauen Lagune mit Christopher Atkins und Brooke Shields gedreht. Als wir ankommen müssen wir feststellen, dass der Zugang wegen Bauarbeiten leider geschlossen ist. Das hatten wir auch schon im Internet gelesen. Etwas oberhalb des offiziellen Eingangs gibt es aber ein altes Tor und über diesen „Nebeneingang“ gelangen wir dann doch zum Ziel – sogar ohne Eintritt.



Auch unser zweites Ziel birgt das Risiko geschlossen zu sein. Im Gegensatz zu unserem Reiseführer behauptet das Internet, dass die Reach Falls Montags und Dienstags geschlossen seien. Aber alleine die Fahrt entlang der Küste ist die Reise wert.

Leider hat das Internet Recht, die Falls sind geschlossen. Wir werden von einem local Guide angesprochen, der uns über eine Nebenstrecke zu den Falls bringen möchte. Die von ihm geforderten 20 US-$ pro Person für eine Stunde, also 80 insgesamt finden wir dann doch etwas zu hoch. Auf Verhandeln haben wir keine Lust und so lassen wir ihn einfach stehen. Pech gehabt. Wir fahren zurück zum Boot, geben das Auto zurück und lassen den Abend im Root21 bei leckerem Essen ausklingen.

Wieder heißt es nun das Wetterfenster für die Weiterreise abzuwarten. Aktuell herrscht Flaute in der Karibik und 500 sm motoren ist zwar machbar aber Spaß frei. Hajo kocht für die Überfahrt vor, da wir aber noch nicht wissen wann es wirklich losgeht, frieren wir die Portionen ein. Ein Licht am Ende des Tunnels – bei einer Abfahrt am Freitag, den 26.5. könnten wir mit 2 Tagen Motorfahrt und 2 Tagen unter Segeln nach Cartagena kommen. Daumen drücken! Einen letzten Spaziergang machen wir durch Port Antonio. Port Antonio ist die Hauptstadt des Bezirks Portland und hat circa 13.000 Einwohner. Auch Port Antonio war Filmset eines James Bonds – „No time to Die“ mit Daniel Craig.


Das Wetter ist stabil geblieben und so erledigen wir am Donnerstag, den 25.Mai die Formalitäten zur Weiterreise. Für das Einklarieren in Kolumbien benötigt man einen Agenten, dieser wird uns von unserer Marina in Cartagena vermittelt. Vorab benötigt er neben Bootspapieren und Reispasskopien auch die Ausklarierungsdokumente aus Jamaica und Fotos vom Schiff, dem Beiboot dem Motor und Außenborder sowie Fotos mit den jeweiligen Seriennummer. Soviel Aufwand hatten wir noch nie. Es ist Freitag, der 26.5 und um 10:30 heißt es „Leinen los“. Die Route führt uns entlang der Küste zum östlichen Zipfel von Jamaica und dann mit direktem Kurs nach Cartagena. 485 Seemeilen liegen vor uns. Bei schönstem Wetter geht es los und entgegen der Vorhersage können wir bereits nach 15 min. Segel setzten. Die Freude hält aber nur kurz, keine Viertelstunde später hat der Wind gedreht und kommt von vorne. Zudem frischt er bis zu 30 Knoten in der Böe auf und beschert uns 2m hohe, kurze Welle von vorne. Es gießt wie aus Strömen. Das fängt ja gut an.


Nach 90 Minuten ist der Spuk vorbei und die See hat sich beruhigt. Wir vermuten, dass es ein lokales Phänomen ist, das durch den Blue Mountain verursacht wird. Gegen 16:00 Uhr erreichen wir den Ostzipfel Jamaicas und können Kurs auf Cartagena setzen. 175° wird unser Autopilot die nächsten 4 Tage steuern. Immer wieder kommen Schauer herunter.

Und auch in der Nacht wird es nicht besser. Der Wind kommt immer noch von vorne und leider auch zum Schwach zum Segeln. Dafür gibt es Zwischendurch ein paar Gewitter. Zwar haben wir einen Blitzschutz, sicherheitshalber packen wir Ersatzplotter, Handys und sonstige empfindliche Elektronik in den Backofen. Hier sind sie im Faraday’schen Käfig auf jeden Fall geschützt.

Auch der nächste Morgen wird nicht besser. Wo kommt all das Wasser bloß her? Zwischendurch gibt es aber Zeichen der Hoffnung, wir können stückweise Segeln. Das sonore Brummen des Motors geht nach über 24h selbst Tom auf den Zeiger.

Zum Nachmittag wird es besser, der Regen lässt nach, wir können durchgängig Segeln und bekommen tierische Begleitung. Wir sind über 100 Seemeilen vom Land entfernt und sind uns nicht sicher wie der kleine Begleiter es hier raus geschafft hat.

Trocken und moderate Welle. Wir nutzen die Gelegenheit um den Dieseltank aus den Kanistern wieder aufzufüllen.

Starlink funktioniert hervorragend und so können wir täglich das Wetter aktualisieren. Wir fahren etwas weiter westlich mit Kurs um 185°, damit wir circa 50° am Wind segeln können Wie man am mittleren Bild sehen kann haben wir dann sogar etwas mehr Wind. Das rechte Bild senkt aber die Freude, denn die Gegenströmung steigt ebenfalls.

Tatsächlich haben wir bis zu 1 Knoten Strömung gegen an und arbeiten uns mit 4-4,5 Knoten über Grund langsam Richtung Süden. Am Sonntag, den 28.5 können wir nachmittags Bergfest feiern. Wir erleben tolle Sonnenauf- und untergänge und auch die Sterne sind nachts immer wieder zu sehen.



So nähern wir uns immer weiter unserem Ziel. Tom dokumentiert die Überfahrt im Logbuch und auch 1, in Worten EIN, Schiff bekommen wir auf hoher See zusehen.

Es ist Montag, der 29.5. und gegen 18:15 Uhr schläft der Wind ein. Wir holen die Segel ein und lassen den Motor an. Bis Cartagena werden wir wohl unter Maschine fahren müssen, aber das wussten wir vorher. Der Tank ist voll. Nach circa 15 min. schlägt der Bilgenalarm an. Muss jetzt nicht sein – oder? Dieser Alarm meldet, dass Wasser im Schiff ist. Eigentlich setzt mit dem Alarm auch eine Pumpe ein, die das Wasser direkt auspumpt, es kommt aber kein Wasser. Hajo kontrolliert die Wellendichtung, hier ist es dicht. Allerdings spritz im Motorraum das Wasser nur so umher. Motor nochmals aus und mit der manuellen Pumpe wird die Bilge gelenzt. Der Alarm schaltet sich aus und auch das Wasser hört auf zu spritzen. Motor wieder an, es kommt kein Wasser nach. Was war passiert. Das Seeventil der Toilette tropfte seit ein paar Tagen, aber nur ganz wenig. Das hat aber gereicht, um circa 5 Liter Wasser in die Bilge laufen zu lassen und den Alarm auszulösen. Unglücklich dabei, dass der Schlauchanschluss der elektrischen Bilgenpumpe abgebrochen ist, und so das Wasser nicht rausgepumpt sondern nur noch oben gespritzt ist und dann zurück in die Bilge läuft. Quasi ein Springbrunnen. Nix Schlimmes, aber für 5 Minuten Herzklopfen hat es gereicht.

Obschon nochmal Wind aufkommt hat Tom in der Nacht keinen Bock mehr Segel zu setzen und so geht es weiter unter Motor. !!! Land in Sicht !!! Vorm Anlegen wird aber nochmal ordentlich geduscht und dann der Wassertank aufgefüllt. Im Hafen werden wir kein Wasser machen können.

Wir nähern und Cartagena und um 16:30 Uhr erhalten wir von der Port Control über Funk die Genehmigung zum Club de Pesca zu fahren. Hier haben wir einen Platz reserviert. Achtung – man muss zwischen den beiden Bojen durch, Rechts und Links gibt es einen Unterwasserwall der bis 60 cm unter die Wasseroberfläche reicht.


Während Tom so durch den Hafen zu unserer Marina schippert muss Hajo buckeln und die Fender und Leinen klar machen. Am Steg werden wir schon von einigen bekannten Booten in Empfang genommen.


Einen Anleger und etwas in den Magen - dann geht’s in die Koje.

Der letzte Tag im Mai wird für das Einklarieren draufgehen. Wir sind gespannt.