01.06.2023-30.06.2023

Das Einklarieren ging leichter als gedacht. Morgens kam unser Agent und entschwand mit unseren Reisepässen. Gegen 13:00h wäre er zurück und so war es auch. Die Reisepässe sind nun gestempelt und wir einklariert. 2 Tage später klopft noch der Zoll an die „Türe“ um die Seriennummer des Motors und des Außenborders zu kontrollieren.
Von den gut 50 Millionen Einwohnern Kolumbiens wohnen eine knappe Millionen in Cartagena de Indias. Wie der Name schon vermuten lässt, sind auch hier die spanischen Entdecker dem Irrtum aufgelegen, es handele sich um Indien. Bekannt ist Cartagena vor allem durch die koloniale Altstadt, die komplett von einer Stadtmauer umgeben ist und seit einigen Jahren UNESCO Weltkulturerbe.

Bunte Häuser und belebte Straßenzüge machen ein Eintauchen in die Stadt einfach und wir schlendern durch die Straßen und auf der Stadtmauer entlang. Wo man hinschaut gibt es Schönes zu entdecken.



Viele kleine Plätze werden von kleinen Restaurants und Bars gesäumt. Einfach gemütlich.


Immer wieder zieht es uns nach Getsemani, dem Künstlerviertel in der Altstadt. Besonders am Wochenende ist hier Party mit Straßenmusik, leckerem Essen und viel Spaß.



Nebenbei müssen wir unsere Rundreise durch Kolumbien planen. Das gestaltet sich schwierig, Kolumbien ist flächenmäßig 3mal so groß wie Deutschland. Straßenverhältnisse und Geschwindigkeitsbeschränkungen reduzieren die durchschnittliche Geschwindigkeit mit dem Auto auf etwa 25-40 km/h. In Deutschland kann ich an einem Tag im Hellen problemlos das Land durchqueren (Kiel-München), in Kolumbien brauche ich hierfür mindestens 8 Tage. Schnell wird klar, dass wir unsere Wunschliste zusammenstreichen müssen. 4 Tage dauert es bis unsere Planung steht. Während Hajo plant, bunkert Tom Cola. Auf dem Weg vom Supermarkt entdecken wir dieses spezielle Einrad. Damit weite Strecken zurückzulegen ist bestimmt nicht einfach. Auch die Bilgenpumpe wird repariert und erhält einen zusätzlichen Mantel aus GFK, damit der Schlauchanschluss nicht mehr brechen kann.


Es ist Samstag, der 10.06. und am späten Nachmittag geht es für uns zum Flughafen. Cartagena –Medellin. 460 km Luftline. Der Start am Abend bietet uns einen tollen Blick auf das erleuchtete Cartagena.

Gegen 23:00h sind wir abholfertig in Medellin und nachdem wir die Sprachbarrieren dank Google Translator überwunden hatten, kommt auch unser Shuttle und bringt uns ins Hotel für die erste Nacht. Am nächsten Morgen dann wieder zurück zum Flughafen, hier gibt’s den Leihwagen.
Nee Tom – falsche Seite, hier ist Rechtsverkehr. Los geht’s. Aber nicht nach Medellin, sondern zunächst zum Piedra El Penol. Ein riesiger Fels, der alleine in der Landschaft steht und von einer Seenplatte umgeben ist.

Tom versucht sich am Aufstieg, muss aber wegen der Höhe und des Gedränges nach 2 Treppen abbrechen. Hajo macht schöne Bilder für ihn.



Während wir auf dem Rückweg nach Medellin sind, kommen uns immer mehr Autos entgegen. Es wird noch voller auf dem Hügel. Gut, dass wir früh waren. Wir erreichen Medellin und von der Autobahnbrücke bekommen wir einen atemberaubenden Blick über die Stadt. Hier sollen nur 2,6 Millionen Menschen wohnen? Das sieht viel größer aus.

Bevor es nun aber ins Hotel geht, fahren wir noch zum Cerro Nutribara. Ein Aussichtpunkt in Medellin, der einen schönen Blick über die Stadt gibt. Man kann mit dem Auto bis oben fahren, Parkplätze gibt es aber nur ca. 50 Höhenmeter unterhalb. Treppensteigen ist angesagt und dann erreichen wir eine gut erschlossenen Touristenattraktion mit Restaurant und allem was man so braucht um den Tag zu überstehen.



Das Gallery Hotel liegt in Downtown. Hier haben wir für 2 Nächte ein 28m² großes Superior Doppelzimmer gebucht. Bei unserer Ankunft gibt’s erstmal einen Willkommensdrink in der Rooftopbar. Alles künstlerisch und modern. Zimmer heißen hier Boxen und das trifft es auch.

Leider. Kein Badezimmer sondern Dusche und Becken im Zimmer. Kleiderschrank, Stuhl, Tisch? Fehlanzeige. Tasche auf den Boden und draus leben. 2 Tage werden wir durchhalten, sind aber ein bisschen enttäuscht, im Internet sah es vielversprechender aus.

Wir stürzen uns in die Nacht. Ein Jongleur arbeitet in Sichtweite unseres Tisches und Toms Schuhe bekommen eine Reinigung. Wir zahlen das Dreifache des geforderten Preises, die Schuhe blinken wie neu. Man sieht‘s im Vergleich.


Am nächsten Morgen gibt es Frühstück auf der Dachterrasse und dann fahren wir mit dem Taxi zur Kommune 13. Hier haben wir eine Tour über „free walking tour“ gebucht.
Unser Fremdenführer heißt Santiago und wohnt selbst in Kommune 13.

Entstanden ist der Stadtteil in den 1970er und 1980er Jahren. In diesen Jahren hatten die Guerillas die Machtposition in Kolumbien. Viele Bewohner ländlicher Gebiete wurden quasi enteignet. Sie wurden vor die Wahl gestellt den Guerillas beizutreten, zu verschwinden oder aber getötet zu werden. So zog es viele mittellos in die größeren Städte, die noch von der Regierung kontrolliert wurden. Hier waren sie aber nicht willkommen. Kommune 13 lag damals außerhalb Medellins und hier konnten sich die Flüchtlinge aus einfachsten Mittel mit Holz, Folien und Blechen Hütten bauen.

Die Guerillas zog es aber auch in die Städte, nachdem der erste Versuch eines Friedensvertrags mit den Guerillas in den 90er Jahren scheiterte. Die heutige Kommune 13 war zu diesem Zeitpunkt von der Regierung unbeachtet und die Guerillas ergriffen die Gelegenheit und unterstützen die Bewohner mit dem Notwendigsten. So fassten sie in dem Gebiet Fuß. Im Oktober 2002 kam es zum Showdown.

Mit Hilfe von Paramilitärs, dem Versprechen der Straffreiheit für kooperierende Guerillas und Geldzahlungen für die Auslieferung von Guerillas versuchte die Regierung die Kontrolle zu bekommen.

Heute erinnert ein Graffiti an die Geschehnisse von damals. Die Hand, die nach Dir greift mit der blauen Manschette für die Regierung, der Camouflage für die Guerillas und Spielkarte für Glück und Pech. Tatsächlich gingen die Paramilitärs mit vermummten „kooperierenden“ Guerillas durch die Straßen und per Fingerzeig wurden angebliche Guerillas identifiziert und verhaftet. Auch wurden Unschuldige getötet und in Uniformen gesteckt, an die Regierung ausgeliefert. Bezahlt wurde pro Kopf. In dieser Zeit sind viele Unschuldige gestorben. Der Kolibri und Nashörner erinnern an die eingesetzten Hubschrauber und Panzer. Das eingerahmt grüne Auge symbolisiert die Hoffnung, die trotz allem bestand.

Dieses Graffiti gehört zu den Kerngraffitis der Kommune 13 und wird nicht überstrichen, sondern regelmäßig nachgearbeitet um es zu erhalten. Insgesamt unterscheidet man 3 Arten von Graffitis, Neben den Kerngraffitis gibt es welche zu Werbe- und Dekorationszwecken und solche mit politischer Aussage. Bis auf die Kerngraffitis werden alle anderen in unterschiedlichen Zeitabständen übermalt um Platz für Neues zu machen.


Der Prozess der Befriedung findet im Dezember 2010 ein gutes Ende. 6 lange Rolltreppen, die mit westlicher Unterstützung gebaut wurden, werden eröffnet. Für die Bewohner der Kommune ist es nun deutlich einfacher die Innenstadt zu erreichen und letztlich sind die Treppen die Grundlage, dass der Tourismus heute eine gute Lebensgrundlage für die Bewohner bietet.

Unzählige Galerien und Restaurants werben um Kundschaft, aber auch Tanzgruppen treten auf kleinen Plätzen auf. Wir sind wirklich begeistert.

Durch eine enge Tür geht es in einen kleinen Raum, in dem fluoreszierende Graffitis zu bewundern sind.

Santiago erklärt uns, dass nur Bewohner der Kommune hier als Fremdenführer arbeiten und Graffitis sprayen dürfen. Aber keine Regel ohne Ausnahme. Ein Kerngraffiti des chilenischen Künstler Dedos ziert eine Wand. Der Schlüssel zum freien Denken. Überall wuseln die Touristen. Am Ende der Rolltreppen geht es „zu Fuß“ weiter nach oben.

Oben angekommen bekommen wir einen weiten Blick über die Kommune und dürfen uns noch an einer Wand selbst als Sprayer versuchen. Dann geht es über schmale Treppen zurück ins Tal.


Den Nachmittag schlendern wir durch Downtown und betrachten die Architektur, das rege Treiben auf den Plätzen und die Skulpturen rund um den „Palacio de Cultura“. Mitten auf dem Platz spielt eine Band und es wird getanzt.






Ausklingen lassen wir den Abend auf der Dachterasse unseres Hotels.

Am nächsten Morgen geht es nach einem kurzen Frühstück los. Unser Ziel ist eine Kaffeeplantage, die Hacienda Guyabal. Der Berufsverkehr in Medellin ist in vollem Gange, auf der Stadtautobahn lässt es sich aber ganz angenehm fahren, obschon die Mopeds zwischen den Autos weitere Fahrspuren einrichten.

Als wir die Stadt verlassen zeigt sich Kolumbien mit seiner ganzen Schönheit. Für die knapp 190 km benötigen wir etwas über 5 Stunden. Trotz guter Straßen ist die Geschwindigkeit oft auf 30 km/h begrenzt.



Als wir auf der Hacienda ankommen werden wir bereits erwartet. Ein kühles Bier und ein Mittagessen später beziehen wir unser Zimmer und sind von der Aussicht erschlagen.


Ein junger Mitarbeiter führt uns über die Plantage und erläutert uns, dass die jungen Kaffeepflanzen ein Jahr aufgezogen werden, bevor sie in der Plantage ausgesetzt werden. Ein weiteres Jahr später kann das erste Mal Kaffee geerntet werden. Hier stehen über 1000 Kaffeepflanzen bereit für die Plantage. Sie werden mit einem Abstand von 1,5m in Reihen angeordnet, so haben sie genug Raum zum Wachsen und die Erntehelfer können zum Pflücken zwischen den Sträucher hindurch.


Man kann die Reihen bei den ausgewachsenen Pflanzen gut erkennen und wir werden in die Kunst der Kaffeeernte eingewiesen. Nur die ganz roten Bohnen kommen ins Körbchen, das wir beim Start der Führung zusammen mit dem Sonnenhut erhalten haben.


Stolz bringen wir unsere Ernte zu weiteren Verarbeitung in die Produktionsanlage.

Wir sehen die Maschinen, die zunächst den Kern, die eigentliche Kaffeebohne freilegt und von der Zuckerschicht befreit. Im Anschluss werden die Bohnen getrocknet und in Säcken verpackt gelagert. Die Bohnen werden ungeröstet exportiert, da in Kolumbien erst für die gerösteten Bohnen Steuern anfallen.
Wir kommen in den Showroom der Hacienda. Hier übernimmt der Chef und wir werden mit weiterer Information versorgt. Die Bohnen müssen einen Feuchtegehalt von 8-12% haben, damit sie von der Genossenschaft akzeptiert werden. Bezahlt wird nach Gewicht, also nahe bei 12% ist gut für den Kaffeebauern. Je dunkler die Bohne, desto trockener. Die Bohnen werden gesiebt und der überwiegende Teil des Premium und Supremo Kaffees werden exportiert.

Für den lokalen Markt werden die kleineren Bohnen verwendet und in der Supermarktqualität gibt es zusätzlich „Füllstoffe“. Aber auch die Röstung der Bohnen ist nicht uninteressant. Oben rechts sieht man die grünen Bohnen. Im Uhrzeigersinn weiter eine leichte Röstung, die geeignet ist die Qualität der Bohnen geschmacklich zu beurteilen. Die Mittlere Röstung ist ideal für einen guten Kaffeegenuß. Die kräftige Röstung ist Geschmackssache, hier lassen sich aber schlechte Bohnen gut verstecken, die fast schwarze Farbe der Bohnen überdeckt Fehlstellen sehr gut.

Besonders gute Crema erhält man, wenn man vor Ende des Röstvorgangs Zuckerwasser hinzufügt und der Kapselkaffee enthält zusätzlich zum Zucker Zusatzstoffe, die ein Schimmeln der benutzten Kapseln verhindert. Lecker! Ist der Mahlgrad der Bohnen an die Kaffeemaschine angepasst, kann mittels Temperatur und Brühdauer der Geschmack variiert werden.


Die Kaffeetour hat unsere Erwartungen mehr als übertroffen und voller Eindrücke, lassen wir den Abend auf der Terrasse ausklingen.

Es ist Mittwoch, der 14.06. und unser heutiges Ziel ist die Stadt Armenia. Zunächst haben wir gecheckt ob wir heute und morgen unser Auto dort fahren dürfen. In den größeren Städten gibt es, Abhängig von der letzten Zahl im Kennzeichen, an einigen Tagen Fahrverbote. Auf einer Internetseite wählt man zunächst die Stadt und kann dann prüfen, was heute Sache ist. Für heute und morgen alles gut. 2 Zwischenstopps haben wir auf dem Programm, zunächst fahren wir nach Santa Rosa. Eine kleinere Stadt mit nettem Stadtkern.


Etwas außerhalb liegen heißen Quellen in einer Kulisse mit einem Wasserfall. Ein schöner Ort um einen Tag zu verweilen oder eine Nacht im Urwald, dessen Geräuschen zu lauschen.



Der Besitzer der Hacienda hat uns empfohlen auf unserem Weg nach Armenia einen kurzen Halt in Filandia einzulegen. Wir sind von den bunt bemalten Häusern begeistert und verweilen hier für einen Mittagssnack.



Im frühen Nachmittag erreichen wir unser eigentliches Ziel für heute. Den botanischen Garten in Armenia. Hier gibt es ein Schmetterlingshaus. Mit etwas Banane auf dem Finger werden die Süßen richtig zutraulich und bei unserem Spaziergang durch den „Urwald“ bekommen wir auch noch ein transparentes Exemplar vor die Linse.





Den Abend verbringen wir um den Marktplatz in Armenia. Hajo jagt Streetfood für uns und wir genießen die Stimmung. Irgendwann wird es leerer und auch wir machen uns zurück in unser Hotel, dass nur 200m vom Marktplatz entfernt liegt.


Der nächste Tag beginnt und heute steht Fahren für uns auf dem Programm. Von Armenia wollen wir nach Villaviaje in der Tatacoa Wüste. Hierzu müssen wir durch die Anden, obschon wir eigentlich über die Anden wollen. Auf dem Bild kann man schön sehen, dass die Anden in Kolumbien aus 2 Gebirgszügen mit einer Tiefebene in der Mitte bestehen. Um in die Tiefebene zu gelangen müssen wir nun den westlichen Gebirgszug überwinden. Vor einigen Jahren wurde der Lineatunnel eröffnet, um die Verbindung zwischen Medellin und Bogata schneller zu machen. Seither geht es Richtung Bogota nur noch durch den Tunnel, während man Richtung Medellin nur über die Passstraße kommt, die dafür jetzt aber zweispurig ist, so dass man überholen kann. Wir wollen den Blick von den Bergen genießen, also fahren wir erst durch die Anden (den Tunnel), dann zurück über die Anden und dann wieder durch die Anden. Es ist circa eine Stunde Fahrtzeit, die uns das ganze kostet, aber die Landschaft entlohnt dafür.





Auf unserem Weg sind mehrere Militärkontrollen, meistens werden wir durch gewunken. Ob die Pferde auch kontrolliert werden?

Nach einer zweiten Runde durch die Anden (den Tunnel), fahren wir weiter in Richtung Villaviaje. Die Brücken zeigen echte Ingenieurkunst.

Kurz bevor wir die Hauptstrasse verlassen kommen wir zum Stehen. Augenscheinlich hat es einen Unfall gegeben und wir stehen für fast 4 Stunden auf der Stelle. Ein paar Krankenwagen passieren uns in beide Richtungen und dann geht es endlich weiter. Die letzten 30 km liegen auf einer Nebenstrasse und die ist nicht mehr asphaltiert.

Dann folgen die Herausforderungen. Die Brücke ist nur mit dünnen Riffelblechen belegt, die bereits deutlich Verformungen zeigen. Einige der Bleche sind auch nicht mehr richtig fest und stehen hoch. Einmal wird es hoffentlich noch halten. Geschafft. Weiter geht’s in den Tunnel. Tiefe Spurrillen und hochstehende Steine klopfen laut gegen den Unterboden. Fast geschafft – ein Truck kommt uns entgegen. Den ganzen Tunnel rückwärts zurück. Es kratzt kontinuierlich am Boden, da wir das Auto rückwärts nicht mehr so gut zwischen den Schlaglöchern manövrieren können. Wir überlegen, ob es nicht besser ist wieder auf die Hauptstraße zu fahren und 50km Umweg über Neiva in Kauf zu nehmen, wir befürchten, dass die Straße noch schlechter wird.

Vor dem Tunnel wartet ein weiteres Auto um den Truck passieren zu lassen und wir fragen den Fahrer, ob er die Strecke kennt und ob wir mit unserem „Kleinen“ Probleme bekämen. „Nur der Tunnel wäre so schlecht, wir sollten ihm einfach hinterherfahren.- Vamos“. Und so fahren wir ihm hinterher. Wenn wir etwas zu langsam sind wartet er sogar auf uns. Richtig nett. Das Gefühl im Dunkeln nicht alleine in der Wüste zu stehen, wenn etwas passiert beruhigt und so kommen wir gegen 19:30 wohlbehalten in Villaviaje an.

Auf dem Hotelparkplatz inspizieren wir das Auto, äußerlich sind keine Schäden zu erkennen und so lassen wir bei einem Abendessen den Abend ausklingen. Morgen früh um 8:00h startet unsere Tour in die Wüste.
Unsere Spanisch sprechende Führerin ist pünktlich. Eine englische Tour hätte mehr als das Dreifache gekostet und ein bisschen Spanisch können wir ja.
Zuerst besuchen wir die Desierta Roja – die Rote Wüste.

Die Tatacoawüste erstreckt sich über eine Fläche von 330 km², das ist etwas weniger als die halbe Fläche von Hamburg. Durch die Lage zwischen den Gebirgszügen der Anden liegt diese Region quasi im doppelten Regenschatten. Nur 1m Niederschlag ist bei Temperaturen von 30°C und mehr sehr wenig, aber der Rio Magdalena sorgt dafür, dass der Grundwasserspiegel bei nur 10m unterhalb der Oberfläche liegt. Die Trinkwasserversorgung ist über Brunnen gesichert und es reicht auch für unzählige Pools in fast jedem Hotel.


Die Fruta de Desierta, die Frucht der Wüste entspringt einem Kaktus. Nach der Blüte wächst sie im Kopf des Kaktus und wenn man sie dort heraus gepult hat, schmeckt sie beerenartig mit einer etwas dickeren Haut.

Weiter geht es durch die Hitze, bereits morgen um 9:00h brennt die Sonne.

Wir erreichen das sogenannte Labyrinth. Hier sollte man nur mit Führer durchgehen, ohne feste Anhaltspunkte verläuft man sich schnell.


Für den Fall warten dann auch schon diese Kollegen, um sich den verlorenen Touristen anzunehmen. Dank unserer Führerin schaffen wir es zurück zum Auto.

In einer kleinen Bar füllen wir den Flüssigkeitsvorrat in unseren Körpern auf und fahren weiter in die Desierta Gris, die graue Wüste.


Das Gestein in der grauen Wüste ist deutlich härter als in der roten und die graue Farbe steht ursächlich mit dem salzigen Wasser in Verbindung, welchen bei der Entstehung der Formationen vorhanden war.

Wir erkennen die unterschiedlichsten Figuren in den Steinformationen. Von Kirchen, Tischen, Zungen, bis hin zu …


… Gespenstern. Beim Erschrecken machen wir natürlich mit.

Den Abschluss findet unsere Tour in einem Schwimmbad, das direkt in der Wüste liegt. Wie bereits gesagt, das Wasser hierfür kommt aus einem ca. 10m tiefen Brunnen.

Auf dem Rückweg gibt es noch mal kurz Herzklopfen. Unser VIP Van ist laut Fahrerin überhitzt. Tom prüft den Kühlwasserstand, der ist ok und der Motor fühlt sich auch nicht wirklich überhitzt an. 3 min. später gibt es den Anruf vom Chef. Weiterfahren. Das Problem ist keines und dieser Wagen scheint das öfters zu haben.

Zurück im Hotel schlendern wir noch durch Villaviaje, finden den Ort aber wenig attraktiv. Lediglich ein Restaurant mit schönem Innenhof spricht uns an und hier gibt es leckeres vom Grill für wenig Pesos.


Am nächsten Morgen brechen wir nach Bogota D.C. auf. Wir holen uns eine Routenempfehlung vom Hotelier und bekommen die Autofähre von Villaviaje nach Piso empfohlen. Der schnellste aller Wege.
Auch zur Fähre geht es nur über einen Feldweg. Eine befestigte Rampe ist bestimmt in der Planung. Bis dahin heißt es einfach mit Schwung auf die Fähre drauf.

Daumen hoch, der Kapitän schmeißt den Außenborder an. 40PS. Die Strömung im Fluss ist beachtlich, aber nach dem zweiten Versuch sind wir vom Ufer frei und langsam geht es in Richtung anderes Ufer. Sicher kommen wir hier an.

15 min. später erreichen wir dann auch wieder befestigte Strasse.

Auf dem Weg wird es immer urbaner. Besonders fanden wir eine Reihe von Bussen, auf deren Dächern quasi gecampt wurde. Eigentlich ist der Bereich nur fürs Gepäck gedacht.


Wir erreichen unser Hotel fehlerfrei und gehen zum Abendessen in eine kleine Szenebar 500m entfernt. Zunächst sind wir alleine, mit der Zeit füllt es sich aber.

Am nächsten Morgen fahren wir ca. 50 km aus Bogota heraus zur „Cathedral de Sal“. In einer ehemaligen Salzmiene wurde eine Kirche installiert. Diese liegt ca. 180m unterhalb der Oberfläche.
Im 1 km langen Tunnel wurde der Kreuzweg in Stationen dargestellt. 2 Stationen waren leider nicht geöffnet, so dass wir nicht alle Kreuze gesehen haben.

Die Hauptkathedrale ist vom Chor aus besonders imposant. Die Beleuchtung wechselt langsam aber kontinuierlich uns so erscheint der Raum immer wieder anders und neu. Eine wirklich gelungene Inszenierung.

Seitlich befinden sich kleinere Kapellen, u.a. auch eine Krippe und verschieden Skulpturen.

In den anderen Tunneln des ehemaligen Salzbergwerkes geht es weniger religiös zu, hier wird neben dem Verkauf von Figuren aus Salzkristallen auch für das leibliche Wohl gesorgt.

Wir fahren zurück in die Stadt und haben die Idee, dass wir eben noch schnell am Montserrat vorbeifahren. Der Montserrat ist ein Berg in Bogota, auf dem das gleichnamige Kloster liegt. Nebenbei der Aussichtspunkt über Bogota. Als wir dort ankommen sind die Straßen überfüllt, es stehen Unmengen von Menschen in der Schlange vorm Kassenhäuschen der Seilbahn und alle Parkplätze sind „completo“, d.h. voll. Das macht heute, an einem Sonntag, keinen Sinn.

Wir fahren aber eine Runde, denn auf dem Weg haben wir eine lichte Stelle auf der Straße entdeckt und von dort gibt es ein erstes Übersichtsfoto über Bogota.

Dann fahren wir zurück zum Hotel und verstauen unseren Wagen sicher in der Tiefgarage. Zu Fuß schlendern wir in Richtung Parque 93 und über Zona Rosa wieder zurück zu Zona T, in der unser Hotel liegt. Die Architektur ist beindruckend. Modern und alt wechseln sich ab und zwischen den Hochhäusern finden sich immer wieder kleine Häuser, die mehr an Südengland denn an Südamerika erinnern. Skulpturen finden sich in und an den Fassaden, aber auch Spiegelelemente sind gekonnt gesetzt.



Heute ist Montag, der 19.6. und es wird der gestrige Feiertag „Sacre Coeur“ nachgeholt, d.h. für die meisten Kolumbianer ist heute arbeitsfrei. Wir haben für 10:00 h eine Stadtteilführung durch La Candelaria gebucht, die am Plaza Bolivar startet. Wir treffen unseren Guide Juan Fe(lippe) um kurz vor 10 und während sich für die spanische Tour mehr und mehr Leute einfinden bleibt die englische Tour für uns exclusiv.
Um den Plaza de Bolivar versammeln sich Regierungsgebäude und eine Kathedrale. Unser Wissen um die Geschichte Kolumbien, die Unabhängigkeit von Spanien und die Guerillas wird nochmals vertieft.


Entlang des Goldmuseums ziehen wir weiter in den Kern von La Candelaria.

Jede Menge Graffitis sind zu bewundern. Eine Besonderheit, teileweise sind diese dreidimensional ausgearbeitet. So haben wir das noch nicht gesehen.

Juan Fe erklärt uns, dass die Rahmen im Hintergrund für die 12 Aposteln stehen, früher standen hier kleine Häuser, diese wurden aber zerstört.


Nach über 2 Stunden Führung bewegen wir uns langsam Richtung Ausgangspunkt. Die Führung hat und gut gefallen und wir können Juan Fe nur empfehlen.

Den ersten Tipp von Juan Fe setzen wir direkt in die Tat um. Das Mittagessen kann man hier bei verschiedenen Restaurants aus vielen traditionellen Gerichten zusammenstellen und sucht sich dann einen Tisch und bekommt alles gebracht. Sehr lecker.

Entlang der Carrera 7 wandern wir zurück in Richtung Hotel.

Einen kurzen Blick in die Kirche und nochmals schöne Bespiele wie Alt und neu zusammen harmonieren.


Am Abend schlendern wir durch das Szeneviertel rund um die Calle 59, nehmen in verschiedenen Bars einen Drink und freuen uns auf unser morgiges Programm.

Unser letzter voller Tag in Bogota ist angebrochen. Es ist Dienstag, der 20.6. und unser erstes Ziel ist das Museum d’Oro, das Goldmuseum. Wir starten unseren Rundgang im 3. Stock. Hier ist das wertvolle Gold gelagert und wird durch eine dicke Tresortüre geschützt. Dahinter finden sich unzählige Figuren, Masken und Schmuckstücke.

Je nach Entstehungsjahr werden die Masken aufwendiger.

Die Figuren sind äußerst filigran. Auf den Haarnadeln haben die Figuren eine Größe von einem Glied vom kleinen Finger. Diese Figuren wurden aus Wachs geschnitten und dann für Lehmformen verwendet, in die das Gold gegossen wurde. Ruhig mal in die Fotos reinzoomen.


In der Schmuckfraktion finden sich vom Ganzkörperensemble bis zum Ohrring alles was Mann und Frau so braucht.

Eine Etage tiefer gibt es aber auch ganz nützliche Dinge, wie z.B. ein Nudelsieb, eine Flöte oder einen Milchaufschäumer?

Solltet ihr je nach Bogota kommen ist dieses Museum ein Pflichtprogramm. Im Haus nebenan geht es mit dem Reichtum Kolumbiens weiter. Hier ist ein kleines Smaragd-Museum im 23. Stock. Das Museum ist nur Nebensache, eigentlich geht es um die Aussicht. Wir machen die Führung trotzdem mit. Alles beginnt mit einer Geschichte die eher an Adam und Eva erinnert, hier ist es aber kein Apfel sondern ein Smaragd der ins Unglück führt. Wen wundert‘s? Wir erfahren wo Smaragde abgebaut werden und bekommen einen kleinen Einblick in die Smaragd Mine.


In dem Bereich, in dem wir die Smaragde bewundern dürfen ist Fotografieren verboten, allerdings die Aussicht dürfen wir, let’s go.

Es ist erst Mittag und wir sind mit unserem Programm durch. Daher versuchen wir ein weiteres Mal den Montserrat zu „besteigen“. Wir laufen die 25 min. bis zur Talstation und die Schlange ist tatsächlich nicht besonders lang. Es gibt eine Zahnrad- und eine Seilbahn. Wir entscheiden und mit der Zahnradbahn raufzufahren.

Von der Endstation der Bahn geht es noch weiter nach oben. Zunächst ein Blick über den Berg ins Hinterland.

Auch hier gibt es einen Berg weiter eine Christusstatue. Wir sind gespannt, wo auf der Welt die noch so rumstehen.

Und hier,…….. Bogota. Besser geht nicht.

Wir entscheiden uns bewusst für die Seilbahn, um nach unten zu kommen. Bei den Viechern weiß man ja nie wieviel Kohlendioxid die pro Kilometer rauspupsen, da nehmen wir lieber Ökostrom. Das Taxi an der Talstation ruft 34000 Pesos für die Fahrt ins Hotel auf, eine Straße weiter sind‘s nur 16000. Bestimmt ein Bahnhofszuschlag?

Kofferpacken, Abendessen, Schlafen und morgens um vier klingelt der Wecker. Um 5 sind wir ausgecheckt und um kurz vor sechs erreichen wir Bogota International Airport. Aber – es gibt keine Beschilderung wie und wo wir unseren Leihwagen abgeben können. Nach ein paar What’s app kennen wir das Procedere. Einfach irgendwo parken, mit dem Schlüssel und dem Parkticket zum Schalter und fertig. Außer natürlich vor 7:30h, da sind die Schalter nicht besetzt und so lassen wir den Schlüssel hinter dem Vorhang einfach liegen.

Um 10:00 landen wir in Cartagena und sind wenig später wieder auf der segel.BAR. Nach ein paar Tagen Ruhe, besichtigen wir noch das Fort San Filipe und verbringen schöne Abende mit Kirke, Kivavera und der Glacier Gem. Für 60 US-$ lassen wir noch das Unterwasserschiff reinigen, bei dem Angebot gehen wir nicht selber in diese Hafenbrühe. Die wenigen Tage im Hafenwasser haben gereicht, dass sich trotz Antifoulinganstrich reichlich Muscheln am Schiffsrumpf festgesetzt hatten.


Unseren Plan, von Panama nach Peru zu fliegen, verwerfen wir zunächst, da uns die Reisehinweise auf der Homepage des Auswärtigen Amtes ein flaues Gefühl im Magen verursacht haben. Aber auch von San Blas raten uns Uschi und Albert ab, hier soll es zurzeit ständig gewittern.
Wir entscheiden und am Donnerstag, den 29.6. von Cartagena nach Colon in Panama aufzubrechen. Hier kommen wir vermutlich am 1 Juli an und dann entscheiden wir, was wir weiter machen.